Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Pflegeheime werden erheblich teurer
Erfurt. Bei der Pflege alter Menschen im Heim ist es so, als gäbe es die DDR bis heute. Östlich der Grenze liegt der monatliche Eigenanteil niedrig – in SachsenAnhalt im Landesdurchschnitt bei 1132 Euro. In NordrheinWestfalen zahlt jeder Pflegeheimbewohner das Doppelte.
Die Krankenkasse Barmer rechnet damit, „dass sich Thüringen und andere ostdeutsche Bundesländer bei den Eigenanteilen an das Niveau der anderen Länder annähern“werden. Um 1000 Euro, vielleicht mehr, werde der Eigenanteil in Thüringen steigen, prognostiziert Holger Richter, Vorstand des Jugendsozialwerks Nordhausen, das auch Pflegeheime betreibt.
Gründe gibt es mehrere: Die Förderung von Pflegeheimen in Thüringen ist ausgelaufen, sodass Investitionskosten nun auf die Bewohner umgelegt werden. Zudem werden Löhne klettern, um mehr Personal zu erhalten.
Hinzu kommt, dass die rein pflegebedingten Kosten in Thüringen nach Berechnungen des Verbandes der Ersatzkassen (Stand 1. April 2018) bei 237 Euro monatlich liegen, sie sind die niedrigsten im Bund. Der Verband der privaten Krankenkassen hatte zu Jahresbeginn einen Wert von 263,74 Euro errechnet (siehe Grafik).
„Von einer sozial gerechten Situation sind wir leider weit entfernt“, so Richter. Schon jetzt können viele Pflegebedürftige den Eigenanteil nicht aufbringen. Dann springt die Sozialhilfe ein. Aber Konzert- oder Theaterbesuche sind so nicht mehr drin.
„Ein selbstbestimmtes Leben muss doch auch im Alter möglich sein“, meint Holger Richter. Für ihn gibt’s nur einen Lösungsweg: „Die Pflegeversicherung ist jetzt wie eine Teilkaskoversicherung. Sie müsste zu einer Vollkaskoversicherung werden.“Das Bundesgesundheitsministerium erklärtet, es gebe keine Bestrebungen, die Finanzierung des bestehenden Pflegesystems zu ändern.
Etwa Euro im Monat müssen Thüringer für einen Platz im Pflegeheim aus eigener Tasche bezahlen. In den nächsten Jahren wird dieser Eigenanteil sich fast verdoppeln, sagen Experten voraus.