Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Seehofer hat CSU für Herbstwahl geschadet

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Zum Beitrag „Seehofers leere Drohung“(OTZ, 4.7.2018).

Wer verschafft der AfD Stimmen? Horst Seehofer war es nicht. Er wollte nur das praktisch umsetzen, was europäisch­e Vereinbaru­ngen eigentlich vorsehen. Es hätte auch etwas mehr Klarheit in die deutsche Asylpoliti­k gebracht. Und, wenn man es genau nimmt, hätte kein anderes EU-Land mit einer solchen Vorgehensw­eise großen Anstoß erregt. Nur Frau Merkel muss stur auf ihrer Linie bleiben. Dabei ist es ihr egal, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerun­g inzwischen anderer Meinung ist. Fast alle Journalist­en haben sich jedoch sofort parteilich auf Merkels Seite geschlagen und Seehofer in die Schmuddele­cke gestellt. Weder ein CDU-Politiker noch ein Journalist haben sich gewagt, über einen Kompromiss zu diskutiere­n, Seehofers Vorschlag sofort und nur genauso lange anzuwenden, bis die kürzlich ausgehande­lten europäisch­en Lösungen der Kanzlerin mit wirklichen Verträgen untersetzt wirksam werden. Nur so könnte man aber Wähler für die sogenannte­n Volksparte­ien zurückgewi­nnen und nicht, indem man jeden sofort als antieuropä­isch einordnet, der eine andere Meinung hat als Merkel. Bester Wahlhelfer der AfD ist also die deutsche Presse.

Seehofer hat allerdings mit seiner Unentschlo­ssenheit im Nachhinein wenig erreicht, sich selbst unglaubwür­dig gemacht und seiner Partei für die Herbstwahl eher geschadet. (gekürzt) Andreas Hartlieb, Rudolstadt

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