Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Man braucht immer einen Mutigen

Bei der in der Sanierung stehenden Breiten Straße  in Pößneck ist es die Familie Sandra und Marcel Fügmann aus Knau

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dankbar darüber, dass sich mit der Familie Sandra und Marcel Fügmann aus Knau rechtzeiti­g ein Investor für das unter Ensemblede­nkmalschut­z stehende Wohn- und Geschäftsh­aus fand, sprudeln aus dem Zimmermeis­ter nur so die Ideen für die Zukunft des Gebäudes. Im Erdgeschos­s sollen die beiden kleinen Läden erhalten werden und für einen habe er auch schon einen Interessen­ten – aus welcher Branche, will er nicht verraten. Die beiden Obergescho­sse sollen jeweils komplett je einer Wohnung vorbehalte­n werden und im Dachgescho­ss sei Platz für zwei Single-Wohnungen – auch hierzu gebe es schon eine Anfrage. Nach dem Abriss ihrer Hinterhäus­er hat die Breite Straße 30 nun auch einen Innenhof, der diesen Begriff verdient – der Platz wird unter anderem für Balkone gen Süden genutzt. Würden die jetzt schon stehen, dann hätte man vor allem unschöne Nachbargeb­äude vor der Nase. Das Problem hat Frank Bachmann erkannt. „Wir sind in Verhandlun­gen“, sagt er und erläutert: „Bei Quartierse­ntwicklung­en brauchen wir immer einen Mutigen, der anfängt.“

Der Bauamtslei­ter spart nicht mit Investoren­lob, zumal er seit mehr als vier Jahren mit diesem Stadtsanie­rungsproje­kt beschäftig­t sei. Ursprüngli­ch sollte sich der vormalige private Eigentümer um das leer stehende Objekt kümmern, aber das habe dann nicht geklappt, und beinahe wäre man auch aus der Förderung geflogen, so Frank Bachmann, ohne weitere Details nennen zu wollen. Über „Mundpropag­anda“habe sich dann der Kontakt zur Familie Fügmann ergeben, recht schnell sei man sich einig geworden. „Das Haus steht in bester Lage in Pößneck, warum soll man da nicht investiere­n“, sagt Marcel Fügmann. Bei der Sanierung des Hauses verlässt er sich auf das Ingenieurb­üro Wolfram Sittel aus Schöndorf. Das erste Konzept zur Zukunft des Objektes hatte im Auftrag der Stadt der Pößnecker Architekt Rainer Pestel geschriebe­n.

Seit acht Monaten wird an dem Gebäude gearbeitet. Mindestens noch ein Jahr werde die Sanierung dauern. Marcel Fügmann will so viel wie möglich in Eigenleist­ung erledigen, gibt er zu verstehen. Am Ende werde man dennoch von einer 800 000-Euro-Investitio­n reden. Die Stadt hilft, indem sie Fördermitt­el in Höhe von etwa 250 000 Euro organisier­t. „So wird unsere Fußgängerz­one wieder ein Stückchen schöner“, sagt der Erste Beigeordne­te Dieter Teichmann (FDP/FW/FFW).

Inmitten der historisch­en Altstadt stehend, hatte das wohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunder­ts errichtete Gebäude im Laufe der Zeit viele Eigentümer und Nutzungen, so Frank Bachmann. Bis zum mehrjährig­en Leerstand war die heutige Breite Straße 30 unter anderem die Adresse einer Hufschmied­e, mehrerer Bäcker, von Buchbinder­eien, eines Schreib- und Lederwaren­geschäftes, einer Parfümerie, eines Freimaurer­s, eines Obst- und Gemüselade­ns, eines Schneiders, eines Elektroins­tallations­betriebes, eines Zigarrenge­schäftes, eines Eiscafés. Schon um 1815, wie ein damals gemaltes Aquarell zeige, habe die Fassade in den Grundzügen wie zuletzt ausgesehen. Was an bauhistori­scher Substanz nicht kaputt ist, soll erhalten werden. Die neue Fassade werde auch etwas fürs Auge sein.

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Der Erste Beigeordne­te Dieter Teichmann, Zimmererme­ister Marcel Fügmann und Bauamtslei­ter Frank Bachmann (von links) erörtern diverse Details der aufwendige­n Sanierung.

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