Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Totenstein voller Leben
Kalk-Halbtrockenrasen von hohem Wert für Wissenschaftler und Naturschützer, aber auch für Genießer der heimatlichen Landschaft
Die im unmittelbaren Bereich des Totensteins befindlichen Kalksteinbrüche sind mehr oder weniger bewaldet. Einzelne Flächen wurden in der Vergangenheit mit Laub- und Nadelbäumen bepflanzt. Ebenso trug die einsetzende Sukzession zum Vegetationsbild bei. 1959 und in den Folgejahren wurde die vorgeschichtliche Besiedlung des Orlagaues wissenschaftlich aufgearbeitet und auch auf die aus der Bronzezeit stammenden Funde in diesem Bereich wurde hingewiesen. Einzelheiten hierzu können in den „Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden“Nummer 8 und 10 von 1959 beziehungsweise 1963 nachgelesen werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Spaltenhöhle im Totenstein von besonderer Bedeutung.
Die im Bereich des Totensteins ausgebildeten Kalk-Halbtrockenrasen sind für Botaniker, Förster, Naturschützer und Ökologen sowie für eine breite Schicht interessierte Bürger von hohem Wert. Hier kommen unter anderem die Arten Steppen-Lieschgras, Arznei-Thymian, Silberdistel, Kartäusernelke und Braunrote Ständelwurz sowie weitere Orchideenarten vor, die nur erhalten werden können, wenn die Halbtrockenrasen einer abgestimmten Pflege unterliegen. Sehr interessant sind auch hier, wie in anderen Riffgebieten des Orlatales, die Felsspaltenfluren.
Die Vogelwelt dieses Gebietes ist artenreich, da vom Fließgewässer über Felsbereiche, Wald- und Gebüschflächen sowie Halbtrockenrasen vielfältige Landschaftselemente auf engstem Raum verteilt und somit sehr unterschiedliche Habitatstrukturen vorhanden sind. Als im Gebiet vorkommende Singvögel sind besonders Hausrotschwanz, Gebirgsstelze, Stieglitz, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Dorn- und Zaungrasmücke, Bluthänfling, Neuntöter und mehrere Meisenarten zu nennen. Von den Säugetieren wurden mehrere Fledermausarten nachgewiesen, die in diesem Bereich ihre Jagdgebiete haben. Ebenso sind mindestens drei Spitzmausarten sowie drei Reptilienarten im Gebiet heimisch. Die Insektenfauna bedarf noch einer eingehenden aktuellen Untersuchung, da diese Belange des Artenschutzes in zunehmendem Maße im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen. Die Pflege der unterschiedlichen Lebensraumtypen erfordert eine auf das gesamte Gebiet abgestimmte Betrachtung. Der Schwerpunkt der landschaftspflegerischen Maßnahmen liegt auf der Erhaltung der Halbtrockenrasen, wozu ein Beweidungskonzept gehört. Auch für dieses Gebiet müssen Weidetiere wie Schafe zu bestimmten Zeiten eingesetzt werden.
Schafe hilfreich als Landschaftspfleger