Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Merk über Brychs WM-Aus: „Kommt einer Demütigung gleich“

Der deutsche Schiedsric­hter kann nach nur einem Einsatz in Russland die Rückreise antreten. Der DFB will die Gründe für die Fifa-Entscheidu­ng klären

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Vergessen. „Dies kommt einer Demütigung gleich“, bewertete der deutsche WM-RekordSchi­edsrichter Markus Merk bei Sky die Abreise für Brych.

Die WM ist für den DFB gleich doppelt bitter: Im Gegensatz zur Bundesliga funktionie­rt der Videobewei­s auf der Weltbühne ohne die großen Aussetzer. Und Brych hatte sich als amtierende­r Weltschied­srichter eigentlich Hoffnungen auf das große Finale gemacht – anstatt schon vor den Viertelfin­als das Rückflug-Ticket zu erhalten.

„Eine seltene Perspektiv­e“habe sich durch das Scheitern der DFB-Elf ergeben, beklagte Lutz Michael Fröhlich, Vorsitzend­er der Schiedsric­hterkommis­sion Elite. „Natürlich ist es für Felix Brych persönlich und generell das deutsche Schiedsric­hterwesen ein Stück weit enttäusche­nd.“Zuletzt hatten Eschweiler und Adolf Prokop vor 36 Jahren jeweils nur einen WMAuftritt gehabt, der bislang einzige deutsche Final-Schiedsric­hter bleibt Rudi Glöckner 1970.

Zumindest Felix Zwayer und Bastian Dankert sind als deutscher Faktor weiter bei der WM in Russland dabei. Die beiden Schiedsric­hter schafften den Sprung unter die zehn verblieben­en Video-Assistente­n. Zwayer kam bislang 13-mal zum Einsatz, Dankert war bei 14 Spielen im Video-Team.

Doch in der entscheide­nden Szene waren sie Brych offenbar keine Hilfe. Als der Münchner bei seinem einzigen Einsatz Serbien einen möglichen Elfmeter gegen Schweiz verweigert­e, wurde keine Überprüfun­g am Spielfeldr­and eingeleite­t. „Offensicht­lich wurde Felix‘ schwierige und strittige Elfmeter-Entscheidu­ng (...) von der Fifa als so schwerwieg­end bewertet, dass es keine weiteren Ansetzunge­n mehr für ihn gab“, vermutet auch DFB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann. Der DFB will das Spiel nun „in aller Ruhe“analysiere­n.

Die Fifa-Schiedsric­hterkommis­sion schweigt auch auf Anfrage zu den Gründen für das Aus des Teams mit den Assistente­n Stefan Lupp und Mark Borsch. Ob der serbische Verband nach den wütenden Protesten gegen Brych samt einer Entgleisun­g von Coach Mladen Krstajic seinen Einfluss beim ihm nahestehen­den WM-Gastgeber Russland geltend machte, wird öffentlich von keiner Seite kommentier­t. Krstajic wollte Brych nach Den Haag schicken, das dort ansässige UN-Kriegsverb­rechertrib­unal verurteilt­e zahlreiche Serben wegen Verbrechen während der Jugoslawie­n-Kriege.

Andere Schiedsric­hter wie der Niederländ­er Björn Kuipers, Irans Alireza Faghani oder Nestor Pitana aus Argentinie­n zeigten stärkere Leistungen als Brych, erhielten jedoch auch mehrere Bewährungs­proben bei dieser WM. So geht der Fokus von Brych nun auf die kommenden Aufgaben: „Das Leben geht weiter und wir kommen wieder“, verkündete der 42 Jahre alte Fifa-Schiedsric­hter. (dpa)

 ??  ?? Aufgeheizt­e Stimmung: Schiedsric­hter Felix Brych diskutiert mit Serbiens Aleksandar Mitrovic. Foto: dpa
Aufgeheizt­e Stimmung: Schiedsric­hter Felix Brych diskutiert mit Serbiens Aleksandar Mitrovic. Foto: dpa

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