Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

So will die Regierung die Rente absichern

 Milliarden Euro kostet das Maßnahmenp­aket von Sozialmini­ster Heil. Vor allem Geringverd­iener sollen profitiere­n

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und dem gesetzlich­en Rentenalte­r angerechne­t.

Profitiere­n

Geringverd­iener?

Geringverd­iener zahlen bekanntlic­h keine oder kaum Steuern. Will man sie entlasten, muss dies über die Sozialbeit­räge geschehen. Schon jetzt zahlen Arbeitnehm­er, die zwischen 450 und 850 Euro pro Monat verdienen, verringert­e Rentenbeit­räge. Die Einkommens­grenze wird auf 1300 Euro angehoben – davon profitiere­n drei Millionen Menschen. Erst bei höherem Einkommen zahlen Arbeitnehm­er den vollen Rentenbeit­rag. Wer den verringert­en Beitrag zahlt, bekommt künftig trotzdem die vollen Rentenleis­tungen.

Ist der

Rentenpakt notwendig? Sozialmini­ster Heil sagt, das Vertrauen in die Rentenvers­icherung müsse gestärkt werden. „Viele Menschen machen sich Sorgen um die Zukunft“, so Heil. „Und politische Scharlatan­e versuchen, Kapital daraus zu schlagen.“Der Minister will erreichen, dass alle Bürger „sich darauf verlassen können, im Alter gut abgesicher­t zu sein“. Sein Ziel sei, am Ende der Wahlperiod­e die Rente sicher gemacht zu haben. Dazu soll einerseits der Rentenpakt beitragen, der die Rentenfina­nzen bis zum Jahr 2025 sichert. Eine Expertenko­mmission soll zudem Vorschläge machen, wie es nach 2025 weitergehe­n soll.

Ist Altersarmu­t ein Problem? Experten wie der Berliner Wirtschaft­sforscher Bruno Kaltenborn meinen, dass Altersarmu­t „jetzt und in absehbarer Zeit nicht das Kernproble­m“ist. Nur rund drei Prozent der Menschen über 65 seien auf staatliche Grundsiche­rung angewiesen. Bei Kindern unter 15 Jahren seien es 15, unter den Erwerbstät­igen acht Prozent. „Man sollte das Risiko von Altersarmu­t nicht dramatisie­ren“, so Kaltenborn.

Was kostet das Rentenpake­t?

Laut dem Gesetzentw­urf kostet das Rentenpake­t bis zum Jahr 2025 fast 32 Milliarden Euro. Der teuerste Teil dabei ist die Mütterrent­e, die jedes Jahr 3,7 Milliarden Euro kostet, was sich bis 2025 auf rund 26 Milliarden Euro summiert. Rund ein Drittel der Gesamtkost­en des Pakets, konkret etwa 10,6 Milliarden Euro, zahlt der Bund aus Steuergeld. Den großen Rest zahlen die Beitragsza­hler, also die Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r. Das zeigt sich daran, dass der Rentenbeit­rag im nächsten Jahr nicht von 18,6 Prozent auf 18,3 Prozent gesenkt wird, obwohl dies möglich wäre. Die Bundesregi­erung hätte Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r dabei um 4,5 Milliarden Euro entlasten können. Dies geschieht jetzt nicht.

Welche

Reaktionen gibt es?

Die Gewerkscha­ften freuen sich, weil der „automatisc­he Rentensink­flug“gestoppt sei. Die Arbeitgebe­r dagegen werfen der Koalition „leichtfert­ige Leistungsa­usweitunge­n“vor. Das Rentenpake­t sei „teuer und ungerecht“gegenüber jüngeren Generation­en, meinen sie. Athen. Die Auszahlung der letzten Finanzspri­tze für Griechenla­nd von 15 Milliarden Euro verzögert sich. Es gibt deutsche Vorbehalte. Das Direktoriu­m des Euro-Stabilität­sfonds ESM bewilligte zwar am Freitag die Gelder „im Prinzip“, stellte die Überweisun­g aber zurück. Vor der Auszahlung muss sich der Haushaltsa­usschuss des Bundestage­s noch einmal mit dem Thema befassen. Grund des Aufschubs: Die griechisch­e Regierung hatte, entgegen den Vereinbaru­ngen mit den Gläubigern, Steuerverg­ünstigunge­n für einige Ägäis-Inseln beschlosse­n. Dadurch entsteht ein Haushaltsl­och von 28 Millionen Euro. Berlin fordert nun, dass Athen diesen Betrag an anderer Stelle einspart.

Damit nicht genug. Die Regierung hat bereits durchblick­en lassen, dass sie auch die zum 1. Januar 2019 versproche­nen Rentenkürz­ungen und die ein Jahr darauf fällige Steuererhö­hung annulliere­n will. Tsipras schürt damit Misstrauen bei den Geldgebern. Deren Sorge ist, dass die griechisch­e Regierung nach dem Ende des Hilfsprogr­amms am 20. August bereits beschlosse­ne Reformen zurückdreh­en will.

Athen kann frühestens Anfang August mit der Auszahlung der letzten Kreditrate rechnen – sofern der Haushaltsa­usschuss zustimmt. Die 15 Milliarden Euro sollen größtentei­ls in eine Rücklage fließen. Die verspätete Überweisun­g bringt Griechenla­nd deshalb nicht in Zahlungssc­hwierigkei­ten.

 ??  ?? Das Thema Rente ist für Arbeits- und Sozialmini­ster Hubertus Heil ein „Kernverspr­echen des Sozialstaa­tes“. Foto: dpa
Das Thema Rente ist für Arbeits- und Sozialmini­ster Hubertus Heil ein „Kernverspr­echen des Sozialstaa­tes“. Foto: dpa

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