Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Das Endspiel der besten Teamplayer
Griezmann und Modric stehen für mannschaftsdienliches Spiel. Dennoch wird Frankreich gegen Kroatien ein Duell der Gegensätze
Schalker, „von einem anderen Planeten gefallen“sieht, „um mit uns Sterblichen zu spielen“und sein Trainer Zlatko Dalic ihm „den Fußball seines Lebens“attestiert. Modric, 32, kämpfte darüber hinaus auch mit ergreifender Leidenschaft. Im Halbfinale gegen England ging ihm schon in der ersten Halbzeit bei einem Sprint die Puste aus. Aber am Ende war es wieder er, dessen Spielrhythmus den Gegner hypnotisierte, immer weiter zurückdrängte und schließlich erledigte.
Griezmann wiederum opfert sich in ähnlicher Rolle auf, um sein Team zu ordnen. Weil niemand sonst einen Modric hat – Frankreich aber noch viel weniger –, übernimmt eben der gelernte Angreifer die Rolle des Ballverteilers. „Ich versuche, das Spiel zu interpretieren, es zu beschleunigen und zu verlangsamen“, erklärte er. Dafür überlässt er den individuellen Glanz gern dem 19 Jahre alten und pfeilschnellen Kylian Mbappé und freut sich umso mehr über dessen Treffsicherheit.
Es wird, in jedem Fall, ein Finale der Gegensätze. Das kühle Frankreich gegen das emotionale Kroatien. Eine Großmacht gegen das nach Einwohnern (4,5 Millionen) kleinste Land, das seit 1950 ein Finale erreichte. Ein Verband mit einem bewunderten, weltweit kopierten Ausbildungssystem gegen einen mit wenig Geld oder Strukturen, aber viel Korruption. Eine multikulturelle Équipe gegen eine, die von traumatischen Kriegserfahrungen zusammengeschweißt wird. Ein junges Team (Durchschnittsalter der französischen Stammelf: 25,8 Jahre) gegen ein altes (29). Und nicht zuletzt: eine Mannschaft, die auf Konter setzt, gegen eine, die über den Ballbesitz kommt.
Das sind die Voraussetzungen für ein potenziell großes Finale.