Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Zoff um ein Stück Stoff
Kulturkrieg beim Miss-America-Schönheitswettbewerb: Soll das Schaulaufen in Bademode abgeschafft werden?
seinen Hut nehmen. An seine Stelle rückte Gretchen Carlson. Die resolute ehemalige TV-Moderatorin aus Minnesota und Schönheitskönigin von 1989 sah im neuen Amt die Zeit für einschneidende Veränderungen gekommen, die dem durch die #MeToo-Bewegung veränderten Frauenbild Rechnung tragen sollten. Nach Beratungen in den Miss-America-Gremien stand im Juni der einstimmige Beschluss fest: Fleischbeschau im Bikini und Badeanzug auf Stöckelschuhen (warum eigentlich nie Flipflops?) werden abgeschafft. Und damit ein fester Bestandteil der 1921 zum ersten Mal ausgetragenen Show. Auch der durchgenormte Auftritt in der Abendrobe ist perdu. Jede Teilnehmerin soll anziehen, was ihrer Persönlichkeit am nächsten kommt. Schlabber-Jogginghose? Kein Tabu. „Wir werden euch nicht mehr nach dem Aussehen beurteilen, weil wir daran interessiert sind, was ihr denkt“, sagte Carlson. Sie brachte die Neuerung nach knapp 100 Jahren Wettbewerbshistorie radikal auf den Punkt: „Wir sind kein Schönheitswettbewerb mehr.“Wie bitte?
Bis die Veränderung allen dämmerte, dauerte es ein paar Tage. Aber dann brach aus, was Beteiligte in US-Medien einen veritablen „Bürgerkrieg“nennen. Vertreter von Miss-America-Untergliederungen aus 22 Bundesstaaten sowie etliche inzwischen betagte Schönheitsköniginnen gingen öffentlich auf die Barrikaden. Sie beschuldigten Carlson despotischer Alleingänge, warfen ihr Täuschungsmanöver vor und verlangten kurzerhand ihren Rücktritt sowie den von Geschäftsführerin Regina Hopper. Hauptargument: Ohne die Badeanzug-Einlage verliere das Fernsehen das Interesse an der Show. Ohne Fernsehen keine Werbeeinnahmen. Ohne Werbeeinnahmen ein künftig noch größeres Defizit als die rund 550 000 Dollar im Jahr 2016.
Unsinn, konterte der Vorstand um Carlson und verwies darauf, dass der übertragende Sender ABC nichts dergleichen erklärt habe. Um die Tochter eines lutheranischen Pfarrers nicht alleinzulassen, bekundeten 31 ehemalige Miss-AmericaKrönchenhalterinnen schriftlich ihre uneingeschränkte Solidarität mit Carlson. Sie verdiene „volle Unterstützung“bei ihrem Versuch , dem Wettstreit seinen überholten Charakter zu nehmen und den Blick stärker auf die inneren Werte der Teilnehmerinnen zu lenken.
Ein Denke, die in traditionellen Zirkeln nicht ankommt. Bei der Miss-Texas-Wahl in Dallas traten kürzlich drei ehemalige Beauty Queens in Slogan-Shirts auf. „Wenn wir keinen Badeanzug haben, verlieren wir einen vitalen Teil von Miss Texas und Miss America“, war dort zu lesen. Dana Rogers, Preisträgerin des Jahres 1983, fügte hinzu: „Es geht um Fitness und richtige Ernährung. Ich hoffe sehr, der Bikini-Teil kommt zurück.“
Wie der Kampf um zu viel (oder zu wenig) nackte Haut ausgeht, wird sich am 9. September in Atlantic City zeigen. Es sind noch Tickets erhältlich. Pilsen. Die tschechische Polizei hat rund 60 verwahrloste Hunde aus einer Wohnung in Pilsen befreit. Gegen die 48 Jahre alte Halterin wird wegen des Verdachts der Tierquälerei ermittelt. Die Behörden brachten alle Vierbeiner ins Tierheim.
Die Haltungsbedingungen seien außergewöhnlich brutal gewesen, hieß es: Überall hätten verweste Tierkadaver gelegen. (dpa)
Misses auf den Barrikaden