Ohne Freihandel verlieren alle
Der amerikanische Präsident Donald Trump fährt schwere Geschütze auf: Der Handelsbilanzüberschuss von rund 50 Milliarden Euro, den deutsche Unternehmen zuletzt gegenüber der US-Konkurrenz erzielten, sei ein „ernsthaftes Problem“. Und der Chef des Weißen Hauses schwingt ungeniert die Protektionismus-Keule. Importzölle von bis zu 35 Prozent sollen die heimische Industrie schützen. Zusätzliches Doping: Bei Exporten können amerikanische Firmen mit Steuerleichterungen rechnen. Für deutsche Betriebe wäre dies hart. Die USA sind schließlich ihr größter Exportmarkt.
Man kann es sich einfach machen und der US-Regierung Blauäugigkeit ankreiden. Unternehmen sind in einer global vernetzten Wirtschaft auf Zulieferungen aus vielen Ländern angewiesen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass Trump diese Zusammenhänge schleierhaft sein sollen. Der US-Präsident – so scheint es – wird vielmehr Gefangener seiner eigenen Wahltaktik. Er auch gewonnen, weil er versprochen hatte, die Jobs in der Stahl- und Kohleindustrie zurückzubringen.
Trotzdem wäre es falsch, die Protektionismus-Drohungen des US-Präsidenten mit gleicher Münze heimzuzahlen. Das Prinzip der Vergeltung – ich setze deinen Zöllen meine entgegen – führt zu einer nach oben offenen Eskalation. Ohne Freihandel verlieren alle. Deshalb bleibt den Europäern nichts anderes übrig, als Trump die Vorteile einer offenen Weltwirtschaft immer wieder zu verklickern. Mehr als 3700 deutsche Betriebe schaffen in Amerika knapp eine Million Stellen.