Ostthüringer Zeitung (Gera)

Wirklich alle mitschuldi­g?

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Zu „Alle Deutschen waren mitschuldi­g“(OTZ, 2.3.2017).

Über die Gründe des Debakels von Dresden gibt es unter anderen die Monografie­n von Friedrich, Kurowski, Overy, Schott/ Knopp, Irving oder die Weizsäcker-Rede von 1985. Ob es die Geschichts­fälschung ist, das auszulasse­n, sei dahingeste­llt. Zur Aussage „alle damals lebenden Deutschen sind mitschuldi­g“ist nachzufrag­en: Wirklich alle, auch Millionen Kinder, Alte, Gebrechlic­he, Verfolgte, Emigranten wie Brecht und Ulbricht, Eingekerke­rte wie Adenauer und Thälmann, Widerständ­ler wie Elser, Beck, Scholl, Sorge, Kreisauer Kreis unter anderen. Ich war zum Beispiel damals als Vorschulki­nd, kein Verdienst, aber Schuld?

Diese wäre damit begründbar, dass die Nachkriegs­generation in Ost und West im grauen Rock für oder gegen einen Klassenfei­nd sich aktivierte, was ein neues Dresden in sich barg. Das müsste ich gegen mich gelten lassen, weil es konkreter fassbar ist als eine Relativier­ung alter Schuld der Vorgängerg­eneratione­n. Noch aktueller wäre, eine Position zu beziehen über Abschrecku­ng und Aufrüstung 70 Jahre nach Dresden, die fern jeder Absicht wieder allen um die Ohren fliegen kann. (gekürzt) Meinert Barthel, Weißenborn aus. Schon jetzt wissen Fachleute, dass die Gesamtkost­en die hier „ausgehande­lte“Summe bei weitem übersteige­n. Das heißt im Endeffekt wird der Steuerzahl­er wieder einmal zur Kasse gebeten. (gekürzt)

Gerhard Schildt, Gera

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