Konzertsaal wird zum Traumland
Beim Operettenwettstreit im Geraer Theater kommen dank hinreißender Akteure Auge und Ohr auf ihre Kosten
welche der vier an den genannten Metropolen festzumachenden Operettenformen in der Publikumsgunst am höchsten steht. Nun folgt, locker ineinander übergehend, einiges vom Besten, was ein Jacques Offenbach, Paul Lincke, Emmerich Kálmán, Johann Strauss etc. geschaffen haben. Es ist schon erstaunlich, wie nahtlos man da von A nach B kommt, ob vom „Vetter aus Dingsda“zu „Frau Luna“oder vom „Weißen Rössl“zum „Ball im Savoy.“
Das von Heike Kley (Regie/Choreographie) klug in Szene gesetzte Revueformat hat zwei gravierende Vorteile. Zum einen ist man frei von dem Anspruch, einem bestimmten Werk dank einer spektakulären Inszenierung auf die Beine zu helfen. Man kann sich unbeschwert dem Fach als solchem widmen, kann bedenkenlos mit knallbunten Kostümen, jeder Menge Komik und den verwegensten Liebesschwüren aufwarten. Zum anderen muss die Sängerschaft anders als in einer geschlossenen Vorstellung nicht unbedingt mit den Kräften haushalten. Ein jeder darf alles geben, wenn er dran ist.
Dabei kam in der Tat Atemberaubendes heraus. So wurde Mezzosopranistin Christel Loetzsch bei „Heia, in den Bergen ist mein Heimatland“aus der „Csárdásfürstin“zu einer Diva, die niemand und nichts zu fürchten braucht. Und der als Gast verpflichtete Tenor Thomas Markus wandelte in „Grüß mir mein Wien“aus „Gräfin Mariza“auf den Spuren eines Rudolf Schock oder René Kollo. Und das mit Bravour! Auch die weiteren Solisten, vornweg die betörenden Schmelz entfaltende Tsujii, konnten sich hören lassen: Emma Moore, Alexander Voigt, Kai Wefer und Ulrich Burdack. Dabei lief – und das betraf auch den vielbeschäftigten Chor – nicht alles rund. Manchmal kam der eine oder andere nicht ganz an das Leichtfüßige, Elektrisierende heran, das gefordert war. Doch das wurde doppelt und dreifach ausgeglichen durch den Freude machenden Geist, der die Mitwirkenden beherrschte, die Power, die von der Bühne kam. Auch das Orchester fand zu Schwung und Feuer, zu einem tüchtigen Hauch von Glamour, der erheblich über das von einer sinfonischen Besetzung Erwartete hinausgehen dürfte.
Es gab großen Beifall im fast ausverkauften Saal. Und was den Ausgang des angezettelten Operettenwettstreits betrifft: Es bleibt weiter spannend.