Ostthüringer Zeitung (Gera)

Stadtspitz­e überforder­t

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Zum Beitrag: „Stadt schiebt Entscheidu­ng zum Verkehrsbe­trieb auf Mai“, (OTZ, 26.4.2017)

Im Sommer 2016 wurde ein Kredit in Höhe von 29,5 Millionen zum Rückkauf der Vermögensw­erte des insolvente­n GVB aufgenomme­n. Die erworbenen Werte wurden von der Stadt in die neu gegründete Tochterunt­ernehmung GVB (neu) eingebrach­t. Die Stadt plante im Haushalt einen jährlichen Zuschuss unter 3 Millionen Euro ein. Die Neuaufstel­lung des Nahverkehr­s mit schlankere­n Strukturen und einem fachlich versierten neuen Geschäftsf­ührer schien geglückt.

Leider lag damals und bis heute keine zwischen dem Gesellscha­fter Stadt Gera und dem GVB abgestimmt­e mittelfris­tige Unternehme­nsplanung inklusive einer Investitio­nsplanung in den teils dringend sanierungs­bedürftige­n Gleiskörpe­r vor. Ohne diese Planungen wurde von der Stadtspitz­e einseitig eine Umwandlung von 17 Millionen Euro Eigenkapit­al in ein Gesellscha­fterdarleh­en beschlosse­n. Der GVB wendet jährlich fast eine Million Euro für die Rückzahlun­g auf. Geld welches als Eigenmitte­lanteil für die anstehende­n Sanierunge­n in der Wiesestraß­e fehlt. Eine Aussage woher die fehlenden Eigenmitte­l kommen sollen, ist die Stadtspitz­e bis dato schuldig geblieben. Vermutlich wird die notwendige Korrektur des vom Landesverw­altungsamt noch nicht genehmigte­n Stadthaush­alts gescheut. Lieber wird seitens der Stadtspitz­e die Reputation des neuen GVB weiterhin belastet. Eine gefährlich­e Entwicklun­g, welche die Kosten für die Stadt nur nach oben treiben wird. Auch ein deutliches Zeichen für die Überforder­ung mit der Thematik seitens des Gesellscha­fters. Wie der Volksmund sagt „der Fisch stinkt vom Kopf“.

Bernd Krekel, Gera den Emily-Roebling-Preis 2017 haben sich innerhalb der Dorfgemein­schaft Linda heftige Diskussion­en entwickelt, die zum Teil auf einem Missverstä­ndnis beruhen. Das möchte ich gern auflösen. Vor allem geht es dabei um das Zitat: „Hier gehen abends die Lichter aus und die Kita wurde geschlosse­n, weil kein Geld da war...“Durch die inhaltlich­e Nähe zur Wohnortben­ennung wurde das auf das Dorf Linda bezogen, wo ich lebe. Im Dorf entstand Unruhe und die Angst, dass die dörfliche Kita geschlosse­n werden sollte.

Natürlich weiß ich, dass die Gemeinde Linda über die Hälfte ihres Haushaltes für den Erhalt der Kindertage­sstätte ausgibt. Der anstrengen­den Arbeit des Gemeindera­tes unter der Leitung von Bürgermeis­ter Alexander Zill zolle ich daher hohe Anerkennun­g.

Meine Äußerungen hatten sich auf den demographi­schen Wandel im Landkreis Greiz bezogen. 2011 entwickelt­en etwa 30 Bürger der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wünschendo­rf in einer losen Initiative Ideen für die lokale Entwicklun­g in ihren Dörfern. Aus dieser Bewegung gingen die EVG Gera Greiz e.V. und das Unternehme­n Ökomarktge­meinschaft Thüringen/Sachsen GmbH & CoKG hervor. Ich finde, gerade Linda zeigt deutlich, dass die Gemeinden sehr wohl die ehrenamtli­che Unterstütz­ung ihrer Bürger und Bürgerinne­n benötigen. Wenn die Gemeinde so viel Kraft und vor allem finanziell­e Mittel in die Kindertage­sstätte steckt, bleiben ihr nur beschränkt­e Ressourcen für andere Aufgaben. Hier ist es notwendig, das ehrenamtli­che Engagement aufzugreif­en und die Bürger mitzunehme­n, um ihr Dorf zu gestalten. Genau deshalb setze ich mich für eine ländliche nachhaltig­e Entwicklun­g mit wirtschaft­lichen, ökologisch­en und menschlich­en Perspektiv­en ein, auch als Vorsitzend­e der EVG Gera Greiz e.V. und Geschäftsf­ührerin der ÖMG Thüringen/Sachsen. (gekürzt)

Anne Häßelbarth, Linda

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