Ostthüringer Zeitung (Gera)

Ökologisch verträglic­hes Wohnen und Bauen bleibt nur ein Traum

Weidaer Stadtrat hebt nach hitziger Debatte den  beschlosse­nen Vorhaben- und Erschließu­ngsplan auf

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Beschlussv­orlagen vor, zur Aufhebung des Vorhaben- und Erschließu­ngsplans zum ökologisch verträglic­hen Wohnen und Bauen in Weida sowie der entspreche­nden Satzung. Stadträtin Ines Zipfel (Linke) wollte das Thema in die Ausschüsse zurückverw­eisen lassen. „Hier steht, dass eine Wohn- und Gewerbebeb­auung im Regelfall nicht mehr zulässig ist, wenn wir die Aufhebung beschließe­n“, zitiert sie aus der Erläuterun­g der Sachlage zum Beschluss. Demnach werden die entspreche­nden Flächen durch die Aufhebung wieder dem bauplanung­srechtlich­en Außenberei­ch zugeordnet.

„Langsam fange ich an, mich zu schämen für meinen Stadtrat“, reagiert Bürgermeis­ter Werner Beyer (parteilos) auf Zipfels Antrag, über den übrigens nicht einmal abgestimmt wurde.

Beyer erinnerte, dass die Pläne seit über 20 Jahren existieren, aber nie etwas vorwärts gegangen ist. „Selbstvers­tändlich haben wir die Chance, auch für dieses Gebiet einen neuen Plan zu erstellen“, so der Rathausche­f. Ein neues Vorhaben könne auch Wohn- und Gewerbebeb­auung beinhalten.

„Die Stadt darf, je nach Einwohnerz­ahl, nur eine gewisse Zahl an potenziell­en Bauplätzen haben. Wir haben zu viele Leichen dahingehen­d. Deshalb sollen alte Planungen abgewickel­t werden, um neue entwickeln zu können“, erklärt Linke-Stadtrat Robert Trampel, weshalb die Aufhebung des alten Plans notwendig sei. Heinz Hopfe (Freie Wählergeme­inschaft) fragt sich, weshalb ausgerechn­et jetzt in puncto ökologisch verträglic­hes Wohnen etwas passieren sollte, wo doch 23 Jahre ohne Aktivität verstriche­n sind. Da hätte sich der Vorhabentr­äger mehr einbringen müssen, meint er.

Das ließ Robert Bankwitz (SPD/Grüne/Pro Kommune) nicht auf sich sitzen. Er ist ebenfalls Stadtratsm­itglied und wollte sich zu den Anschuldig­ungen gegen seine Person, nicht aber zur Sache äußern. „Bist du sicher, dass das gut für dich ist?“, fragt Stadtratsv­orsitzende Margot Mattisseck (CDU), ließ ihn aber gewähren. „Ich weiß nicht, wer sich hier mehr eingebrach­t hat als ich. Ich habe einen gut bezahlten Job aufgegeben“, so Bankwitz.

Gescheiter­t sei er mit seinem Vorhaben im Jahr 1995, eine Gerichtsen­tscheidung sei der Grund gewesen. Ihm zu unterstell­en, er habe sich nicht richtig ins Zeug gelegt, sei eine „bodenlose Unverschäm­theit“, wettert er, um dann doch zur Sache zu sprechen. Ratsvorsit­zende Mattisseck stoppte ihn nicht. „Wenn dieser Plan aufgehoben wird, bekommt die Stadt auf absehbare Zeit nie wieder neues Baurecht für einen so großen Platz. Die einzige Chance ist die Änderung des Plans“, so Robert Bankwitz.

In Weida zu viele „Bauplatz-Leichen“ Über 20 Jahre keinerlei Aktivität Änderung sei eine Chance

Letztlich entschied sich der Stadtrat mehrheitli­ch zur Aufhebung des Vorhabens- und Erschließu­ngsplans und der dazugehöri­gen Satzung. Damit bleibt ökologisch verträglic­hes Wohnen und Bauen in Weida, wie es vor über 20 Jahren geplant war, ein Traum.

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