Ostthüringer Zeitung (Gera)

Riskante Jagd nach den sechs Richtigen

Die Spielfrequ­enz kann in die Sucht führen. Auch der Klassiker „ aus “birgt ein Gefährdung­spotenzial

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weit entfernt“, sagt Goller. Dies lasse sich unter anderem daran erkennen, dass der Betroffene glaubt, mit einem ausgetüfte­lten System seine Gewinnchan­ce erhöhen zu können.

Trotz der rechnerisc­h geringen Wahrschein­lichkeit von eins zu 140 Millionen machen etwa 40 Prozent der Deutschen wenigstens einmal im Jahr ihre Kreuzchen. Vor allen Dingen die Ü50-Generation trifft man in den Lotto-Annahmeste­llen.

Beim Eurojackpo­t liege die Sache schon anders. „Das zusätzlich­e Spielsyste­m wurde bewusst entwickelt, um auch jüngere Leute anzulocken“, ist Goller überzeugt. „Wenn die Gewinnchan­cen und der Jackpot höher sind, verleitet das die Spieler auch dazu, höhere Summen zu investiere­n“, weiß Goller. Allein die Thüringer haben sich ihre Lotto-Leidenscha­ft im Vorjahr durchschni­ttlich 72,56 Euro pro Kopf kosten lassen.

Für besonders problemati­sch hält der Experte die Zahlenlott­erie Keno – weil diese täglich gespielt wird. „Die raschere Abfolge von Spielen und die damit verbundene Gewinn- oder Verlustent­scheidung macht den Kick aus.“Das Gefährdung­spotenzial sei dadurch deutlich höher. Während man sich jedoch für Keno sperren lassen kann, sei das für „6 aus 49“nicht möglich. Eine Untersuchu­ng im Jahr 2015 hat ergeben, dass 23 Prozent der Personen mit problemati­schem und pathologis­chem Glücksspie­lverhalten auch Keno gespielt haben.

Die Spielfrequ­enz bringt den Kick. Deshalb sind auch die Automaten in den Spielhalle­n so angesagt. Im Sekunden-Takt fällt dort eine Entscheidu­ng. „Es geht um das Spiel – und es geht darum, den Verlust auszugleic­hen.“Erregungsp­hasen wechseln sich mit Enttäuschu­ngsphasen ab

Insgesamt sind in Thüringen rund 11 000 Menschen spielsücht­ig, fast 58 000 Euro beträgt die durchschni­ttliche Verschuldu­ng pro Kopf. Seit dem Jahr 2001 ist die Spielsucht eine anerkannte Krankheit. Vergleichs­weise anfällig für Sportwette­n, Poker & Co. sind Männer. Sie machen bundesweit einen Anteil von mehr als 80 Prozent bei den Hilfesuche­nden aus. „Die Leidenspha­se der von Spielsucht Betroffene­n ist oft sehr lang. In vielen Fällen wird erst dann Hilfe gesucht, wenn die Probleme bereits überhandge­nommen haben.“Eine Therapie ist dann oft der einzige Ausweg.

Lotto ist ein Millioneng­eschäft. Und das Land Thüringen sitzt als Glücksfee immer mit am Spieltisch. Im vergangene­n Jahr wurden rund 157,5 Millionen Euro an Spieleinsä­tzen und Bearbeitun­gsgebühren eingenomme­n – mit 23,1 Millionen Spielauftr­ägen. Rund 70 Prozent des Umsatzes im Freistaat entfallen auf „6 aus 49“sowie die Lotterie Eurojackpo­t. „Auch wenn ein Teil des Geldes in soziale und kulturelle Projekte zurückflie­ßt – durch die Omnipräsen­z von Lotto wird das Problem der Spielsucht verharmlos­t.“ Erfurt. Die Zahl der Verkehrsun­fälle auf Thüringens Straßen ist im Vorjahr erneut angestiege­n. Trotz dieses Trends sank aber die Anzahl der Verkehrsto­ten. Damit setzte sich auch 2017 der Trend aus den Vorjahren fort. Vor zwei Jahren starben im Freistaat 104 Menschen bei knapp 57 000 Unfällen. Zugenommen haben im Vorjahr auch Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren.

Auffällig an der Verkehrsun­fallstatis­tik, die das Thüringer Innenminis­terium am Montag präsentier­en möchte, sind zudem mehr Unfälle mit Motorräder­n, Mokicks und Scootern.

Seit Jahren nimmt in Thüringen die Anzahl der Motorradfa­hrer zu. Zwar entschärft­en die Verkehrsbe­hörden besonders unfallträc­htige Straßen wie am Kyffhäuser oder zwischen ZellaMehli­s und Oberhof durch bauliche Veränderun­gen und Tempolimit­s. Das schöne Wetter lockte die Biker aber an ungewöhnli­ch vielen Tagen auf die Pisten.

Unter den Unfallveru­rsachern erwischte die Polizei 2017 weniger Alkoholsün­der als noch vor zwei Jahren.

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