Ostthüringer Zeitung (Gera)

Alte Debatte, neue Töne

Für den neuen Bundesinne­nminister Seehofer gehört der Islam nicht zu Deutschlan­d. Die Kanzlerin widerspric­ht

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für Zuwanderer aus: „Für alle gilt das Grundgeset­z und alle anderen Gesetze. Das heißt, dass wir gegenüber jeglicher Form des Extremismu­s, auch des Islamismus, hart vorgehen müssen.“Heil verknüpft das Thema Religion auch mit der Situation der vielen neuen Flüchtling­e in Deutschlan­d, von denen der Großteil Muslime sind. Deren Integratio­n sei „eine Herkulesau­fgabe“.

Was bedeutet Seehofers Aussage für die Muslime in Deutschlan­d? Rechtlich bedeutet der Ausspruch des Innenminis­ters, der Islam gehöre nicht zu Deutschlan­d, nichts. Religion ist im Grundgeset­z geschützt, jeder kann sie frei ausüben. Das will auch die CSU nicht ändern. Politisch fühlen sich viele der bis zu fünf Millionen Muslime in Deutschlan­d durch Aussagen wie jene Seehofers diskrimini­ert. Der Vorsitzend­e des Zentralrat­s der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, dass Seehofers Strategie, Wähler aus dem rechten Parteiensp­ektrum für die Union zurückzuge­winnen, nicht aufgehen werde: „Die Menschen werden das Original wählen, nicht die Kopie.“Wer Rechtsextr­eme bekämpfen wolle, müsse Rassismus bekämpfen. Mazyek verwies darauf, dass es allein in dieser Woche mehrere Angriffe auf Moscheen und muslimisch­e Kulturvere­ine gegeben habe. Muslime machen derzeit gut fünf Prozent der Menschen in Deutschlan­d aus. Die überwiegen­de Mehrheit von ihnen sind Sunniten. Laut einer Forsa-Umfrage von 2017 sagen nur noch 37 Prozent, der Islam gehöre zu Deutschlan­d. Zwei Jahre zuvor war es noch knapp die Hälfte der Befragten.

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Foto: Reuters Gläubige beten in einer Moschee. Insgesamt leben bis zu fünf Millionen Muslime in Deutschlan­d.

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