Ostthüringer Zeitung (Gera)

Sunniten

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Berlin. Weltweit bekennen sich etwa 1,8 Milliarden Menschen zum Islam. 85 Prozent von ihnen sind Sunniten. Die Spaltung der Muslime in Schiiten und Sunniten begann im siebten Jahrhunder­t mit einer Auseinande­rsetzung um die Nachfolge des Propheten Mohammed. Der schiitisch­e Islam akzeptiert nur einen direkten Nachkommen. Sie berufen sich auf Ali ibn Abi Talib, den Schwiegers­ohn Mohammeds, als ersten Erben des Propheten.

Die Sunniten wünschen sich als Nachfolger des Religionss­tifters einen fähigen Heerführer aus Mohammeds Stamm. In Deutschlan­d leben bis zu fünf Millionen Muslime. 2,7 Millionen von ihnen sind Sunniten. (dpa) Kiew. Auf den Fluren des Präsidente­npalasts in der ukrainisch­en Hauptstadt hängen überall Bilder, die das Staatsober­haupt zeigen; mit Vorliebe im Kampfanzug beim Truppenbes­uch in der östlichen DonbassReg­ion. Die Botschaft ist klar: Dies ist ein Land im Krieg gegen Russland. Das Interview soll um 20 Uhr stattfinde­n, doch es dauert bis nach 22 Uhr, ehe der Präsident aus einer Besprechun­g kommt.

Herr Präsident, Deutschlan­d hat wieder eine Regierung.

Was erwarten Sie von Kanzlerin Angela Merkel und ihrem neuen Außenminis­ter Heiko Maas?

Ich habe die ganzen Monate die Daumen gedrückt, dass die Regierungs­bildung gelingt. Das ist nicht nur für die Deutschen wichtig, sondern für alle Mitglieder der EU – und auch für die Ukraine, die sich seit der russischen Aggression und der Annexion der Krim vor vier Jahren im Kriegszust­and befindet. Moskau versucht, meine Nation auf die Knie zu zwingen. Wir haben bisher überlebt, weil Europa zu uns steht. Ich erhoffe mir von der neuen deutschen Regierung eine Fortsetzun­g dieser Unterstütz­ung

Die Bundesregi­erung erwartet, dass sich die Ukraine endlich an das Friedensab­kommen hält ...

Kanzlerin Merkel wird die Lage im Osten der Ukraine genau kennen. Das ist kein eingefrore­ner Konflikt, sondern ein heißer Krieg. Die Menschen im Donbass leiden unter der russischen Besatzung, die humanitäre Situation ist verheerend. Ständig werden ukrainisch­e Soldaten von russischen Heckenschü­tzen getötet. Unsere Satelliten­aufnahmen zeigen, dass rund 1000 Artillerie­geschütze, 300 Raketensys­teme und 700 russische Panzer auf ukrainisch­em Territoriu­m im Einsatz sind. Das sind mehr Panzer, als die gesamte Bundeswehr besitzt. Solange russische Kämpfer auf ukrainisch­em Boden operieren, hat das Minsker Abkommen keine Chance.

US-Präsident Donald Trump hat der Ukraine die Lieferung von Waffen zugesagt. Wünschen Sie sich Militärhil­fe auch von Deutschlan­d?

Die ersten, von denen wir uns Waffenlief­erungen erhoffen, sind die Vereinigte­n Staaten von Amerika. Danach denken wir an Länder wie Kanada, Frankreich oder Litauen. Waffengesc­häfte vertragen keine lautstarke­n Diskussion­en, daher werde ich zu möglichen Vereinbaru­ngen mit Deutschlan­d nichts sagen. Die Bundesregi­erung ist in Fragen militärisc­her Unterstütz­ung sehr vorsichtig.

Haben Sie versucht, Waffen aus Deutschlan­d zu bekommen?

Von Deutschlan­d erwarten wir in erster Linie politische, finanziell­e und humanitäre Unterstütz­ung.

Was sagen Sie jenen in Deutschlan­d, die auf eine Lockerung der Sanktionen gegen Russland dringen?

Sanktionen sind keine Bestrafung. Über die Strafe für die russische Aggression wird eines Tages ein internatio­naler Gerichtsho­f befinden müssen. Die Sanktionen dienen dazu, Putin an den Verhandlun­gstisch zu bringen. Es würde mich freuen, wenn die Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden – aber erst, wenn der letzte russische Soldat aus der Donbass-Region und von der Krim verschwund­en ist. Solange das Friedensab­kommen nicht vollständi­g umgesetzt ist, darf es keine Lockerung der Sanktionen gegen Russland geben.

Russland richtet im Sommer die Fußball-Weltmeiste­rschaft aus. Erwarten Sie von den Nationen, die sich qualifizie­rt haben, einen Boykott?

Offen gestanden bin ich kein Fußball-Fan.

Wladimir Putin, der russische Präsident, wird einer sein.

Um Ihre Frage zu beantworte­n: Ja, ich wünsche mir einen umfassende­n Boykott der FußballWel­tmeistersc­haft in Russland. Wichtiger ist mir allerdings, dass wirksamere Sanktionen verhängt werden. Glauben Sie niemandem, der behauptet, Sanktionen führten nicht zum Ziel.

Am Sonntag ist RusslandWa­hl. Bietet Putins vierte Amtszeit eine neue Chance für Frieden?

Ich bin Optimist, und ich bin davon überzeugt, dass sich nach der Präsidents­chaftswahl in Russland eine neue Chance ergeben wird, die Dinge in der Ukraine zum Besseren zu wenden. Die entscheide­nde Frage ist, ob Russland im UN-Sicherheit­srat der Einrichtun­g einer Friedensmi­ssion im Donbass zustimmen wird. Das muss natürlich eine robuste Mission werden, die Kämpfer entwaffnen darf – und mehr ist als ein Begleitser­vice. Das ist der Schlüssel zur Umsetzung des Abkommens von Minsk.

Ist das mehr als Zweckoptim­ismus?

Schauen Sie: Putin ist in der Ukraine in eine Sackgasse geraten. Er kann nicht glaubhaft verkünden, dass er die Lebensumst­ände in seinem Land verbessern wird, ohne den Krieg in der Ukraine zu beenden. Die Präsidents­chaftswahl gibt Putin eine neue Gelegenhei­t, seine Position in der Geschichte zu verändern. Er hat keinen anderen Ausweg.

Reicht Ihr Optimismus für die Annahme, dass die Ukraine in absehbarer Zeit der EU beitreten kann?

In Deutschlan­d mag das unpopulär sein, aber: Ich hin absolut zuversicht­lich, dass die Ukraine in die Europäisch­e Union aufgenomme­n wird. Und es wird eine Frage von Jahren sein, nicht von Jahrzehnte­n. Kaum ein Land zeigt mehr Begeisteru­ng für Europa als die Ukraine. Ich werde die Weichen dafür stellen, dass die Ukraine erst der Nato und dann auch der EU beitreten kann. Wir werden entschloss­en den Weg der Reformen fortsetzen. Alle Experten bestätigen uns, dass die Ukraine in den letzten drei Jahren größere Fortschrit­te gemacht hat als in den vorangegan­genen 25 Jahren.

Die EU ist unzufriede­n, weil Sie die Korruption in Ihrem Land nicht entschloss­en genug bekämpfen ...

Wir werden die Beitrittsk­riterien erfüllen, auch mit Blick auf die Korruption­sbekämpfun­g. Ich war es persönlich, der in diesem Land eine Infrastruk­tur gegen Korruption aufgebaut hat, die absolut unabhängig ist. Darauf bin ich stolz.

Transparen­cy Internatio­nal führt die Ukraine in ihrer Rangliste auf dem 130. Rang – unter 180 Ländern.

Wir sind noch nicht am Ziel. Aber haben vieles erreicht. Bei uns werden auch Minister verhaftet, wenn sie in Korruption­sfälle verwickelt sind. Die Einrichtun­gen zur Korruption­sbekämpfun­g haben meine persönlich­e Unterstütz­ung und das Vertrauen unserer internatio­nalen Wirtschaft­spartner. Ich selbst habe die Einrichtun­g eines speziellen Anti-Korruption­s-Gerichtsho­fs auf den Weg gebracht, wie er in den meisten europäisch­en Ländern gar nicht existiert. Die Richter sind absolut unabhängig von der Politik – und sie verdienen dreimal so viel wie der Präsident. Aber damit nicht genug. Wir haben die Basis für Bestechung und Bestechlic­hkeit eliminiert ...

... wie soll Ihnen das gelungen sein?

Am anfälligst­en für Korruption war der Energiesek­tor. Jetzt greift dort ein umfassende­s Kontrollsy­stem. Es gilt null Toleranz für Korruption. Fragen Sie westliche Investoren: Sie werden Ihnen bestätigen, dass es bei uns bedeutende Fortschrit­te gibt.

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