Zurück in die er
Thüringer Schauspielerin Maria Ehrich verkörpert in der ZDF-Fortsetzung „Ku’damm “erneut eine der Hauptrollen
Gibt es Dinge, die Sie an Thüringen vermissen?
Aus der Tür raus zu gehen und sofort in der Natur zu stehen, das vermisse ich. Und die Luft riecht irgendwie anders. Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung.
Die Ku’damm-Reihe startete im Jahr 2016. Ihre Figur Helga heiratet da einen jungen Staatsanwalt, doch der hat mit seiner homosexuellen Veranlagung zu kämpfen. Wie geht’s weiter für Ihren Charakter? Helga hat sich in den drei Jahren zwischen ‘56 und ‘59 auf ihre Art sehr weiterentwickelt. Sie treibt die Perfektion auf die Spitze und wird ihrer Mutter immer ähnlicher. Ihre Situation ist anfangs natürlich noch ähnlich wie bei „Ku’damm 56“, aber sie ist zur Frau geworden und geht mit den Dingen, die ihr geschehen, anders um. Was nicht heißen soll, dass sie das zu einem besseren Menschen macht.
Helgas Ehemann glaubt, dass man mit Elektroschocktherapie von Homosexualität geheilt werden kann, Mutter Schöllack hat ihrem Mann mit Monika ein Kuckuckskind untergeschoben und glaubt tatsächlich, dass sei in Ordnung. Und Vater Gerd Schöllack verheimlicht der Familie seine Rückkehr aus dem Krieg und setzt sich nach Ostberlin ab. Krasse Geschichten, die den damaligen Umständen und Ansichten geschuldet sind und unglaublich weit weg wirken. Wie schwer war es für Sie als Kind der 90er-Jahre, in diese alten Zeiten einzutauchen?
Um ehrlich zu sein, hat es großen Spaß gemacht und war nicht besonders schwer zu bewerkstelligen. Es gibt unendlich viel Material und Aufzeichnungen aus der Zeit. Musik, Bücher, Filme, Zeitschriften – alles da! Als Schauspielerin war es für mich also kein Problem. Das Unverständnis, das sich bezüglich der Rolle der Frau, Homosexuellen oder „dem Hinnehmen“der damaligen Zeit gegenüber auftat, ist noch mal eine ganz andere Sache. Da habe ich beim Drehbuchlesen schon das ein oder andere Mal schlucken müssen.
Haben Sie in der eigenen Familie recherchiert, um Ihre Figur, die ja eine sehr brave, angepasste junge Frau ist, besser zu verstehen?
Nein, das habe ich nicht. Meine Familie kommt ja ausnahmslos aus der ehemaligen DDR, und da sah es mit der Frauenrolle noch mal ganz anders aus als im Westen. Helga musste zum Beispiel ihren Beruf aufgeben, als sie Wolfgang geheiratet hat und sich ihm komplett unterordnen. Meine eigene Oma hat drei Kinder groß gezogen, den Haushalt geschmissen und nebenbei noch in einer Zigarrenfabrik gearbeitet. Eine Powerfrau, also!
Ist eigentlich die „MeToo“-Debatte für Sie ein Thema?
Ich finde es gut, dass dieses Thema endlich auf den Tisch kommt und darüber gesprochen wird. Ich denke aber nicht, dass reden allein reicht, um das Problem wirklich aus der Welt zu schaffen. Da muss jetzt was passieren.
Wie sind Sie eigentlich zum Film gekommen? Sie waren ja erst zehn, elf Jahre, als Sie in Peter Timms Filmkomödie „Mein Bruder ist ein Hund“Ihre erste Hauptrolle übernahmen.
Ich habe mich auf einen Zeitungsartikel beworben.
Sie sind derzeit auf Hawaii und arbeiten an einem neuen Projekt. Worum handelt es sich?
Das Projekt heißt „Leaving the Frame“und ist ein Doku-Reise-Projekt, bei dem mein Freund und ich um die Welt reisen und inspirierende Menschen und Orte kennenlernen und deren Geschichten erzählen. Momentan kann man alles noch auf Youtube, Instagram und Facebook verfolgen, am Ende wird daraus aber ein Kinofilm.
Gibt es weitere Filmpläne beziehungsweise wann kann man Sie neben „Ku’damm 59“in Kino oder Fernsehen wieder erleben?
Das Jahr hat noch viel Platz für neue Abenteuer, ich werde Sie auf dem Laufenden halten!