Landeskriminalamt ermittelt nach Sprengstoff-Fund
Rudolstadt/Erfurt. Die Halbwertzeit einer LKA-Stellungnahme hat am Wochenende die 24 Stunden unterschritten. Nachdem eine Sprecherin des Thüringer Kriminalamtes noch am Freitagnachmittag dieser Zeitung sagte, es werde keine LKA-Übernahme nach dem Fund von Sprengstoff und kiloweise Chemikalien am vergangenen Dienstag geben, revidierte das die Pressestelle des LKA am Samstagnachmittag. In Abstimmung zwischen Innenministerium, LKA und Landespolizeiinspektion Saalfeld sei entschieden worden, dass das Landeskriminalamt nun die Ermittlungen führen soll.
Von Beginn an waren die Spezialisten in die Ermittlungen eingebunden. Am Ende entschied Innenminister Georg Maier (SPD) persönlich, dass das LKA die Ermittlungen führen soll. Das erfuhr diese Zeitung aus informierten Kreisen. Maier bestätigte das im OTZ-Gespräch indirekt. „Dass das LKA die Ermittlungen führen wird, lag bei der gefundenen Menge auf der Hand“, machte der Innenminister klar. Hintergründe zu der Entscheidung nannte er mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht. Die würden in alle Richtungen geführt – und dabei auch nicht ein möglicher politischer Hintergrund außer Acht gelassen. „Dass ich hart gegen Rechtsextremismus vorgehe heißt nicht, dass ich die andere Seite nicht beachte“, machte Maier deutlich. Genauso gut, so Maier, könne die Spur aber auch in das kleinkriminelle Milieu führen. Ausgeschlossen sei bisher nichts. Maier äußerte sich als erster Minister der Landesregierung am Wochenende öffentlich zu dem Fall, der seit Tagen für Aufsehen sorgt.
Am Wochenende zitierte die „Welt am Sonntag“in ihrer aktuellen Ausgabe nach eigenen Angaben die Beschuldigten. Der 25-Jährige erklärte der Zeitung zufolge, dass er die Chemikalien zusammengemischt und besorgt habe. Das mit den Bomben stimme, sagte er. Nach OTZ-Informationen hat der Arbeitslose ein langes Vorstrafenregister.
Auch der 31-jährige Beschuldigte hat sich offenbar zu den Vorwürfen geäußert. Diese Zeitung hatte zuvor öffentlich gemacht, dass er für ein AntiRechts-Bündnis aktiv ist und in dessen Namen eine Anerkennung bei der Verleihung des Thüringer Demokratiepreises erhalten hat. Spekulationen über Anschlagspläne des Duos seien „totaler Humbug“.
Am Freitag schien klar: Das Landeskriminalamt schaltet sich in die Ermittlungen zum Sprengstoff-Fund in Rudolstadt nicht ein – am Samstag folgte die Rolle rückwärts. Auch, weil es politischen Druck gibt.