Ostthüringer Zeitung (Gera)

Trump will nicht Weltpolizi­st sein

US-Präsident nutzt Weihnachts­reise zur Werbung in eigener Sache

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hieß es aus Kreisen demokratis­cher Kongress-Abgeordnet­er. Sie stören sich daran, dass der Commander-in-Chief erklärte, nur ihm sei es zu verdanken, dass die Soldaten binnen zehn Jahren zum ersten Mal eine mehr als zehnprozen­tige Gehaltsauf­besserung erhalten hätten. Nachweisli­ch völlig aus der Luft gegriffen. Die Soldaten bekommen seit Ewigkeiten Jahr für Jahr mehr Sold, zuletzt lag das Plus bei rund 2,6 Prozent. Dass Trump darüber hinaus gegen alle Gepflogenh­eiten innenpolit­ische Streitigke­iten (das aktuelle Gerangel um die Mexiko-Mauer) auf der Al-Asad-Airbase nahe Ramadi nutzte, um die Opposition abzukanzel­n und Werbung für seine Wiederwahl 2020 zu machen, fanden manche US-Medien ebenso ungehörig wie den Verzicht auf ein Vier-Augen-Gespräch mit der Regierung in Bagdad. Von der fahrlässig­en Enttarnung einer bis dato verdeckt im Irak arbeitende­n Elite-Einheit der Navy Seals („Team Five“) durch den Präsidente­n ganz zu schweigen.

Trump-freundlich­e Publikatio­nen wiesen dagegen darauf hin, dass die Soldaten den Commander-in-Chief, der zur Bomber-Jacke eine knallrote Krawatte trug, frenetisch mit „USA!-USA!-Rufen bedacht hätten. Den stärksten Nachklang hinterließ Trumps Rechtferti­gung jener umstritten­en Entscheidu­ng, die zum Rücktritt von Verteidigu­ngsministe­r James Mattis beigetrage­n und zu erhebliche­n Verstimmun­gen bei US-Alliierten geführt hatte. Danach sei der von ihm verfügte Abzug der 2000 US-Soldaten aus Syrien nur folgericht­ig. Mit den Restbestän­den des „weitgehend besiegten“Terror-Netzwerks „Islamische­r Staat“(IS) und dem Wiederaufb­au Syriens würden sich die Türkei und andere regionale Anrainer beschäftig­en. „Wir sind nicht länger die Dummen, Leute“, sagte Trump wörtlich und betonte, Amerika könne „nicht weiter der Weltpolizi­st sein“. Umso erstaunlic­her finden Sicherheit­sexperten Trumps Umgang mit den 5000 US-Soldaten im ölreichen Irak. Anders als in Syrien und Afghanista­n, wo bis zu 7000 Militärkrä­fte heimgeholt werden, will der Präsident dieses Kontingent bislang nicht antasten.

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Mit Bomberjack­e und rotem Schlips – US-Präsident Trump im Irak, begleitet von First Lady Melania Trump.

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