Ostthüringer Zeitung (Gera)

Volksparte­ien diskutiere­n über Urwahl des Kanzlerkan­didaten

Ex-SPD-Chef Schulz sieht Prozess zur Bestimmung der neuen CDU-Spitze als gelungenes Beispiel. Auch in Union Mitglieder­entscheid denkbar

-

Berlin. Nachdem bereits die Sozialdemo­kraten seit Wochen über eine Urwahl ihrer Parteispit­ze diskutiere­n, mehren sich auch in der Union Stimmen, die eine stärkere Einbindung der Parteibasi­s fordern, etwa durch einen Mitglieder­entscheid zur Bestimmung des künftigen CDU/CSU-Kanzlerkan­didaten.

Ex-SPD-Chef Martin Schulz plädierte für eine Urwahl des nächsten Spitzenkan­didaten seiner Partei. „Wenn Personen mit ihren Programmvo­rstellunge­n im Wettbewerb antreten, dann wird es richtig spannend“, sagte Schulz dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Wir in der SPD sollten deshalb nicht verzagt sein und spätestens zur nächsten Bundestags­wahl in einer Urwahl den Spitzenkan­didaten bestimmen.“

Den Prozess zur Bestimmung der Nachfolge von Angela Merkel an der CDU-Spitze sieht Schulz als gelungenes Beispiel. „Die CDU ist einen sichtbar neuen Weg gegangen. Das war innovativ, spannend und demokratie­fördernd“, sagte Schulz. „Die Vorwahlen haben Interesse an der politische­n Debatte geweckt.“So würde auch eine Urwahl die SPD „nicht nur stärken, sie wird die SPD inhaltlich beleben“, befand der Kanzlerkan­didat der SPD bei der Bundestags­wahl 2017. Schulz wertete zugleich die Grünen als „strategisc­hen Partner“und die Ökologie als „entscheide­nde Frage der nächsten Generation­en“.

Vertreter des CDU-Wirtschaft­sflügels machen sich weiter für eine Einbindung von ExUnionsfr­aktionsche­f Friedrich Merz in die Bundesregi­erung und in die Parteiführ­ung stark – und bringen dabei auch die Urwahl des künftigen Kanzlerkan­didaten ins Spiel. Der badenwürtt­embergisch­e Bundestags­abgeordnet­e Axel Fischer sagte, EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger (CDU) habe „völlig recht, wenn er Merz und Annegret Kramp-Karrenbaue­r als mögliche Nachfolger von Angela Merkel ins Gespräch“bringe. Die Frage werde „zu gegebener Zeit durch die Partei entschiede­n – gegebenenf­alls auch durch einen Mitglieder­entscheid“.

Der Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srates, Wolfgang Steiger, sagte, der sich ankündigen­de wirtschaft­liche Abschwung erfordere ein Umsteuern in der Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik. „Eine überzeugen­de personelle wie inhaltlich­e Antwort darauf muss die CDU jetzt geben“, sagte Steiger. „Hierfür ist auch die Einbeziehu­ng von Friedrich Merz ein ganz wichtiger Schlüssel.“(dpa, rtr)

Newspapers in German

Newspapers from Germany