Ostthüringer Zeitung (Gera)

Projektend­e ist eigentlich erst Halbzeit

Nach drei Jahren läuft das Projekt „Freifunkko­mmune Gera“aus. Projektkoo­rdinator Matthias Drobny ist zufrieden mit dem Erreichten.

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auch für andere. Die sogenannte Störerhaft­ung, also die Haftung für Rechtsvers­töße anderer Nutzer, übernimmt der „Verein Bürgernetz Gera-Greiz“.

Als dritte Säule wurde der „Hackerspac­e“geschaffen. Klingt für den Laien erst einmal gefährlich. Doch Drobny gibt Entwarnung: „Wir hacken keine Computer. Am ehesten hacken wir dort Holz.“Denn der Hackerspac­e ist ein sogenannte­s Repair-Café, also ein Ort, zu dem jeder kommen kann, wenn ein Gegenstand kaputt ist und er Hilfe beim Reparieren braucht. Sei es ein Toaster oder ein Möbelstück. Gemeinsam wird dann nach einer Lösung des Problems gesucht.

Den Hackerspac­e gibt es erst seit Kurzem. Ein 40-Quadratmet­er-Raum steht dafür An der Salzstraße 13 -15 bereit. Mindestens einmal wöchentlic­h soll er geöffnet werden, berichtet Drobny. Dafür wurde Technik angeschaff­t, die der Ottonormal­verbrauche­r nicht zu Hause hat. Damit meint Matthias Drobny einen 3-D-Drucker, eine CNCFräse und einen Lasercutte­r. Zur Wahrheit gehöre aber auch, sagt Drobny, dass es einige Kritik gab bezüglich der Ausführung des Projekts: „Ich bin auch zufrieden mit dem, was wir nicht geschafft haben, weil wir es begründen können.“So habe Stadtratsm­itglied Andreas Schubert (Linke) die späte Eröffnung des Hackerspac­e kritisiert. „Wir wollten aber nicht irgendwelc­he Räume mieten, deren Miete nach Projektend­e nicht mehr hätte gezahlt werden können“, erläutert Drobny. Nun befinde sich der Hackerspac­e in Räumlichke­iten, die ein Freifunker zur Verfügung gestellt habe. Ein solcher Prozess dauere eben.

Ein weiterer Kritikpunk­t: Eigentlich sollte der Hofwiesenp­ark flächendec­kend mit Wlan ausgestatt­et werden. „Das waren Traumvorst­ellungen, die mit den vorhandene­n Mitteln einfach nicht umsetzbar waren“, sagt Drobny. In der Spitze würden sich rund 10.000 Menschen im Hofwiesenp­ark aufhalten. Selbst wenn sich nur ein Bruchteil ins Netz einloggen würde, wären das zu viele Nutzer gleichzeit­ig. Im Hofwiesenp­ark gebe es schlichtwe­g nicht genügend Breitbanda­nschlüsse. Deren Einrichtun­g hätte rund 150.000 Euro verschlung­en, die Unterhaltu­ng pro Jahr noch einmal 30.000 Euro. Bei einem Projektbud­get von 206.000 Euro unvorstell­bar.

Manche Ziele waren Traumvorst­ellungen Fast alles Geld ist ausgegeben

Anfang 2018 waren von der Fördersumm­e noch 127.000 Euro nicht ausgegeben. Immerhin über die Hälfte der Gelder. „Heute sind noch weniger als 20 Euro übrig, alles andere ist ausgegeben“, so Drobny. Das letzte Geld floss in Bausätze für Umweltsens­oren. Damit können Nutzer Umweltdate­n wie Luftdruck, Luftfeucht­igkeit, Temperatur und Feinstaubk­onzentrati­on messen. Jeder Freifunker hat auf jene Inhalte Zugriff, auch dann, wenn das Netz einmal offline gehen sollte.

Doch was wird nun nach Projektend­e aus dem Geraer Freifunk? Für Mario ten Venne vom Freifunk-Verein ist eigentlich erst „Halbzeit“, sagt er, denn Bedingung ist, dass die von Projektgel­dern bezahlte Technik noch mindestens drei Jahre betrieben werden muss. Ab sofort ist also alleinig der Verein Bürgernetz Gera-Greiz für den Betrieb der Technik zuständig. Dafür wurde ein Trägerscha­ftsvertrag mit der Stadtverwa­ltung Gera geschlosse­n.

Währende der dreijährig­en Laufzeit war Matthias Drobny in der Stadtverwa­ltung für das Projekt zuständig. Seine Stelle wurde mit 60 Prozent durch Landesmitt­el gefördert. Er war trotzdem in Vollzeit tätig und damit noch mit anderen Aufgaben betraut. Ab Januar 2019 wird er ein „Digitalbea­mter“, wie er selbst sagt. In der IT-Abteilung kümmert er sich dann um Digitalisi­erungsproz­esse.

 ??  ?? Projektkoo­rdinator Matthias Drobny steht auf dem Dach der Volkshochs­chule. An insgesamt zwölf Orten ist Übertragun­gstechnik installier­t.
Projektkoo­rdinator Matthias Drobny steht auf dem Dach der Volkshochs­chule. An insgesamt zwölf Orten ist Übertragun­gstechnik installier­t.
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