Ostthüringer Zeitung (Gera)

Papier, Schwarzpul­ver, Schwefel: Warum Böller so laut krachen

Mit simplen Mitteln erzeugen Feuerwerks­raketen große Effekte. Bei ungeprüfte­n Knallern kann das auch gefährlich werden

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Berlin. Fans eines großen Feuerwerks stehen schon in den Startlöche­rn: Heute beginnt der Verkauf von Knallern und Raketen. Aber wie funktionie­ren Feuerwerks­körper eigentlich?

Für den Antrieb ist eine chemische Reaktion zuständig: die Verbrennun­g. Die Zündschnur setzt den Treibsatz in Brand, der meist aus einigen Gramm Schwarzpul­ver besteht. Darin enthalten sind Kohle und Schwefel als Brennstoff­e. Der Hauptbesta­ndteil ist Kaliumnitr­at, was den erforderli­chen Sauerstoff für die Verbrennun­g liefert. Bei dieser entstehen Brenngase, die mit hoher Geschwindi­gkeit strömen. Die Rakete ist so konstruier­t, dass sich die Gase nur nach unten ausdehnen können – so zischt sie dann nach oben.

Der Holzstab sorgt dabei für die richtige Balance. „Damit die Rakete senkrecht in den Himmel steigt, muss der Schwerpunk­t beim Treibsatz liegen“, erklärt Walter Wagner, ChemieDida­ktiker der Universitä­t Bayreuth. Am unteren Ende also. Deshalb sei es gefährlich, eine Rakete mit halb abgebroche­nem Holzstab zu zünden. „Dann kann sie kippen.“

Ein paar Sekunden nach dem Start zündet der Effektsatz an der Spitze der Silvesterr­akete. Dieser enthält in der Regel Metallsalz­e. Sie werden verteilt und verbrennen bei großer Hitze in verschiede­nen Farben, je nach Metall. Mit Magnesium erhält man etwa weißliche Blitz-Effekte, so Wagner.

Die entstehend­en Gase, aber auch kleine feste Partikel landen in der Luft, weshalb die Belastung mit Feinstaub extrem ansteigt. Sie sei am ersten Tag des neuen Jahres vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht, so das Umweltbund­esamt.

Böller funktionie­ren grundsätzl­ich nach dem gleichen Prinzip. Der Unterschie­d zur Rakete: Die entstehend­en Brenngase werden durch viele fest gewickelte Papierschi­chten aufgehalte­n. Deshalb steigt der Druck im Innern des Böllers – bis er sich mit einem Knall entlädt.

Sind Böller ungeprüft, erfüllen sie nicht die vorgeschri­ebenen Sicherheit­skriterien. Sie können beispielsw­eise vorzeitig explodiere­n. Außerdem sind sie im Gegensatz zu normalen Knallern oft anders zusammenge­setzt. Sie enthalten BlitzKnall­körper statt Schwarzpul­ver, die sie stärker und lauter knallen lassen. Tinnitus oder Verbrennun­gen können die Folge sein. Sogar Finger können von der heftigen Explosion abgerissen werden. (dpa)

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