Von Strohbären und Strohwickeln
Erinnerungen an einen alten Thüringer Brauch. Umzug durch die Straßen mit Symbolen der Fruchtbarkeit
Wesen“bei Strafe untersagt wurde. Trotz derartiger Verbote gelang es nicht, solche Umzüge und „Betteleien“dauerhaft und überall auszumerzen. Heutzutage allerdings sind es eigentlich nur noch Orlamünde und Ruppersdorf, wo eine bunt gekleidete Schar an jedem Fastnachtsdienstag den „Strohbär“beziehungsweise am Aschermittwoch den „Strohwickel“durch die Straßen führt, um so symbolisch den Winter auszutreiben.
Mancherorts zählten derartige Umzüge jedoch nicht zum spätwinterlichen sondern zum weihnachtlichen Brauchtum, und das vorwiegend am 27. Dezember, dem einstigen dritten Weihnachtsfeiertag. So war es jedenfalls in Wenigenjena (heute Jena-Ost) und Großeutersdorf bei Kahla. Dort zogen die Burschen an besagtem Dezembertag mit einem in Stroh gekleideten „Strohmann“oder „Bären“ von Haus zu Haus, wobei sie Gaben sammelten und allerlei Scherze trieben. Die Teilnehmer dieses Umzuges waren bunt gekleidet, als Bärenführer, Ehepaar, Amme oder auch als Harlekin. Die entsprechende musikalische Unterstützung mittels Ziehharmonika, Geige oder Pauke durfte dabei natürlich nicht fehlen. All das, was die lustige Truppe gesammelt hatte, wurde am Ende des Rundganges im Gasthof oder im Dorfsaal gemeinsam konsumiert.
In Wenigenjena wie in Großeutersdorf waren es die Mitglieder des Burschenvereins, die diesen Weihnachtsbrauch gestalteten. In beiden Orten war der „Strohmann“oder „Strohbär“, zumindest anfangs, in von Futtererbsen gewonnenem Erbsstroh gekleidet. Um den Leib trug er eine lange Kette, an der ihn der Bärenführer „im Zaume“hielt. Bär und Stroh symbolisierten jahrhundertelang die Fruchtbarkeit, und so sind auch die betreffenden Umzüge durchaus als Fruchtbarkeitsrituale in der Zeit der Wintersonnenwende zu betrachten.
In Großeutersdorf zog die letzte weihnachtliche StrohbärGesellschaft am 27. Dezember 1933 durch die Straßen. Zwar gab es hier um 1959/’60 eine einmalige Neuauflage, diesmal zur Faschingszeit, doch ist es letztlich bei diesem einen Auftritt geblieben. In Wenigenjena waren die Strohmänner letztmalig 1938 unterwegs, dann bereitete der Krieg dem bunten Treiben ein Ende.
Bleibt die Frage, ob dieser Brauch auch in der Gegenwart noch irgendwo in Ostthüringen gepflegt wird. Nun, wer einen solchen Umzug „zwischen den Jahren“heute erleben möchte, der besuche Milbitz bei Rottenbach. Dort ist man dieser Tradition treu geblieben. Dieses Dorf dürfte damit einer der wenigen, wenn nicht der einzige Ort im östlichen Thüringen sein, in dem noch alljährlich am 27. Dezember der Strohbär durchs Dorf geführt wird. Heute sind es die Mitglieder des Jugend- und Heimatvereins, die in Milbitz diesen Brauch am Leben erhalten.
Gleichen Ursprungs wie die Umzüge mit Strohmännern oder Strohbären waren die „Klingelumzüge“, die in der Ostthüringer Region überdies noch verbreiteter gewesen sind. Hier zogen die Kinder mit Ruten oder grünen Zweigen von Wacholder, Birken, Fichten oder Buchsbaum durch den Ort und heischten, meist verbunden mit dem Aufsagen eines kleinen Verses, Nüsse, Pfefferkuchen, Äpfel oder Geld. Dabei teilten sie mit ihren Ruten auch „Schläge“aus. Gerade in den Dörfern um Jena, Stadtroda und Neustadt an der Orla sowie in der Rudolstädter Gegend wurden einst solche Umzüge veranstaltet. Erfurt. Bei der Hotline für Informationen zu Wolf und Luchs in Thüringen sind bis Mitte Dezember 123 Anrufe eingegangen. Mitarbeiter des Landesamtes für Umwelt und Geologie bieten mit dem sogenannten Wolf-Luchs-Telefon laut Behördenangaben seit Mitte März Expertenwissen zu den großen Beutegreifern im Freistaat an.
Bei einem Großteil der Anrufe sei es etwa darum gegangen, dass Bürger gesehene Wölfe und Luchse melden oder weitere Hinweise zu den streng geschützten Tieren geben wollten, wie eine Referentin des Umweltministeriums auf Anfrage mitteilte. Daneben stellten viele Anrufer Fragen zur Biologie und Verbreitung der Tiere.
Schäfer und andere Nutztierhalter können unter der Telefonnummer zudem in Erfahrung bringen, wie sie ihre Tiere vor Wolfsangriffen schützen und welche Maßnahme gefördert werden können. Das Land finanziert etwa Schutzzäune, da die Wiederansiedlung des Wolfs gewollt sei, um die biologische Vielfalt sicher zu stellen.
Auch Meldungen über Schafe oder andere Tiere, die möglicherweise einem Wolf zum Opfer fielen, gingen über die Hotline ein, wie die Referentin erklärte. Das habe etwa zehn Prozent der Anrufe betroffen. Besonders häufig meldeten sich den Angaben nach Anrufer auch zum Abschuss von Wolf-HundMischlingen bei Ohrdruf (Landkreis Gotha). (dpa)