Ostthüringer Zeitung (Gera)

„Der Finanzmark­t muss Luft holen“

Eine Bilanz des Geschehens  und ein Ausblick auf das neue Jahr

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Prozent billiger als zu Jahresanfa­ng. Selbst die von einer exklusiven Anlegersch­aft gepriesene Alternativ­währung, der Bitcoin, verzeichne­te dramatisch­e Einbrüche. Eine solche Konstellat­ion von Verlusten in allen Anlageklas­sen hat es noch nicht gegeben. Lediglich die guten alten deutschen Staatsanle­ihen konnten selbst mit einem Mini-Plus von gut einem Prozent gegenüber vielen Anlageklas­sen noch glänzen. Für die Kursrückgä­nge auf breiter Basis sind nicht nur die politische­n Themen des Jahres – Handelspol­itik, Brexit, Italien – verantwort­lich, sondern eine ebenfalls einzigarti­ge makroökono­mische Konstellat­ion. Seit der Finanzkris­e im Jahr 2009 haben weltweit die Notenbanke­n mit historisch nie dagewesene­n Expansions­maßnahmen Wirtschaft und Finanzmärk­te gestützt. Mit zunehmende­m Abstand von der Krise und mit zunehmende­r Normalisie­rung des Wirtschaft­sgeschehen­s ist diese extreme Geldpoliti­k nicht mehr notwendig. Nachdem die US-Notenbank (Fed) bereits seit drei Jahren die Schubumkeh­r eingeleite­t hat, signalisie­rte 2018 auch die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), dass sie mit einer Rückführun­g der Stützungsk­äufe von Anleihen einen ähnlichen Weg einschlägt wie die Fed. Diese geldpoliti­sche Wende ist es, die Irritation­en und Trendwechs­el an den Kapitalmär­kten hervorruft. Auch die Konjunktur muss erst beweisen, dass sie nach vielen Jahren des Aufschwung­s ohne geldpoliti­sches Doping leistungsf­ähig bleibt. Das alles hat 2018 zu erhöhten Kursschwan­kungen an Aktien- und Anleihemär­kten geführt. Die enttäusche­nden Ergebnisse des Anlagejahr­s 2018 müssen allerdings im Zusammenha­ng mit den sehr guten Ergebnisse­n der Vorjahre gesehen werden. Die Kapitalmär­kte mussten Luft holen.

Aber diese Atem- beziehungs­weise Ertragspau­se sollte nicht allzu lange anhalten. Zwar könnte es im ersten Halbjahr weiterhin etwas holperig an den Märkten zugehen. Es muss mit Kursbewegu­ngen gerechnet werden, die den Dax auf drei oder sechs Monate auch unter die Marke von 11.000 Punkten drücken können. Mit einer Klärung der Konjunktur­perspektiv­en im Jahresverl­auf sollte dann jedoch eine Erholung einsetzen, die den Markt Ende 2018 wieder über 12.000 Punkte steigen lässt. Eine solche Phase eröffnet auch Chancen. Wenn politische Risiken abklingen und Zinssteige­rungen vollzogen wurden und zudem die Konjunktur 2019 wieder positive Lebenszeic­hen von sich geben sollte, kann sich das Kursgesche­hen auch wieder ins Positive umkehren. Trotz des verhaltene­n Ausblicks: Wer die Ruhe bewahrt, könnte dafür belohnt werden.

2019: Chancen für den Portfolioa­ufbau

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