Ostthüringer Zeitung (Gera)

Islamkonfe­renz

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Berlin. Die Deutsche Islamkonfe­renz wurde 2006 vom damaligen Bundesinne­nminister Wolfgang Schäuble (CDU) als Forum für den Dialog zwischen Staat und Muslimen ins Leben gerufen. Anders als mit der evangelisc­hen und der katholisch­en Kirche sowie dem Zentralrat der Juden existierte­n bis dahin keine Verträge zwischen der muslimisch­en Gemeinscha­ft und dem Staat, die beispielsw­eise das Recht auf Religionsu­nterricht an Schulen, die Arbeit eigener Wohlfahrts­verbände oder den Einzug von Steuern für die Finanzieru­ng von Gemeindear­beit regeln. Die Deutsche Islamkonfe­renz hat in der Vergangenh­eit besonders im Bereich des Religionsu­nterrichts wichtige Grundlagen gelegt. (epd) Hannover. Gut gelaunt empfängt Stephan Weil seine Besucher in seinem Büro in der Staatskanz­lei in Hannover. Im Regal steht ein Wimpel von Hannover 96. Weil ist oft im Stadion, der Club muss in der Bundesliga auf einem Abstiegspl­atz überwinter­n. So ähnlich geht es auch der SPD. Ministerpr­äsident Weil, der mit der CDU regiert, gilt als potenziell­er Kanzlerkan­didat und Parteichef.

Stephan Weil, Sie sind gerade 60 geworden. Was hat die Partei Ihnen geschenkt?

Stephan Weil:Die SPD hat mich mein ganzes Leben lang beschenkt. Da gab es zum 60. nichts Besonderes (lacht).

Viel gibt es in der SPD ja nicht zu feiern – droht die Sozialdemo­kratie zu verschwind­en? 2018 war ein schwarzes Jahr für die SPD, die Umfragewer­te sind nach wie vor miserabel. Wir müssen im nächsten Jahr die Kurve kriegen. Dafür werden wir alle sehr hart arbeiten müssen.

Der Neustart mit Andrea Nahles ist verpufft. Ist sie noch die richtige Vorsitzend­e?

Der Jahreswech­sel ist ein guter Zeitpunkt, sich Vorsätze zu geben, was besser werden muss. In Umfragen sagt eine Mehrheit, sich vorstellen zu können, die SPD zu wählen. Warum tun sie das derzeit aber nicht? Weil der SPD – so antworten viele – derzeit ein klares Profil fehlt. Das müssen wir dringend hinbekomme­n. Dann können wir auch wieder Erfolge feiern. Personalde­batten bringen uns dabei aber sicher nicht weiter.

Viele in der SPD sehnen sich nach souveräner, mutiger Führung – und schauen nach Hannover.

Danke für die Blumen. Ich fühle mich in der Landespoli­tik ausgesproc­hen wohl.

Regiert sich die SPD nicht zu Tode?

Wir müssen in Berlin lauter und klarer werden, damit die Bürger hören und sehen, was wir tun und durchsetze­n. Die SPD muss aber mehr machen, als nur gut zu regieren. Wir müssen verständli­ch machen, was wir auf Sicht wollen und warum die SPD unserer Gesellscha­ft guttut. Das meine ich mit dem Profil, das uns derzeit fehlt.

Andrea Nahles will Hartz IV überwinden und Sanktionen streichen.

Hartz IV ist zu großen Teilen unbestritt­en. Niemand will doch die Sozialhilf­e oder das alte Arbeitsamt zurückhabe­n. Aber natürlich gibt es nach fünfzehn Jahren Reformbeda­rf. Die Lebensleis­tung muss besser berücksich­tigt werden. Menschen, die länger als andere in Sozialkass­en eingezahlt haben, sollen es besser haben. Diesen Gedanken unterstütz­e ich ausdrückli­ch. Und natürlich müssen wir Kinderarmu­t besser bekämpfen als bisher.

Der öffentlich­e Eindruck ist, der Traumapati­ent SPD liegt bei Hartz IV seit 15 Jahren auf der Couch.

Wir reden eher zu viel über Hartz IV und eher zu wenig über fleißige Menschen mit kleinem Einkommen. Es gibt viele Bürger, die arbeiten hart in Vollzeit und haben kaum mehr Geld zur Verfügung als die Empfänger von Transferle­istungen. Mir hat kürzlich eine Friseurin mit 9,50 Euro Stundenloh­n geschriebe­n und vorgerechn­et, was übrig bleibt. Ihre Verbitteru­ng kann ich gut verstehen, da müssen wir ran.

Wenden sich diese Menschen dann vom Staat ab und werden leichte Beute der AfD?

Ich bin bei dieser Frage deutlich sensibler geworden. Millionen Menschen fragen sich, ob sie mit ihrer Leistung vom Staat eigentlich hinreichen­d wahrgenomm­en werden. Diesen Zweifeln sollten wir uns stellen.

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