Ostthüringer Zeitung (Gera)

Geschichte­n von Liebe und Finsternis

Israelisch­er Autor Amos Oz mit  Jahren gestorben

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Tel Aviv. Israels wohl bekanntest­er Schriftste­ller Amos Oz hat einen Großteil seines Lebens für einen Frieden mit den Palästinen­sern gekämpft – aber letztlich vergebens. Der weißhaarig­e Autor war eine Galionsfig­ur der Friedensbe­wegung in seinem Land. Im Alter von 79 Jahren ist der weltbekann­te, vielfach ausgezeich­nete Autor („Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“) gestorben. Der israelisch­e Staatspräs­ident Reuven Rivlin äußerte am Freitag Trauer über seinen Tod und würdigte ihn als „literarisc­hen Giganten“.

Die israelisch­e Friedensbe­wegung war zuletzt nur noch ein Schatten ihrer selbst, während die Siedlerbew­egung immer mehr Rückhalt in Regierung und Armee gewann. Oz hielt eine Friedensre­gelung aber trotz aller Rückschläg­e für unausweich­lich und nur eine Frage der Zeit. „Die Palästinen­ser werden nirgendwoh­in gehen, und auch die Israelis bleiben hier“, sagte er. „Beide Seiten haben keine Wahl, sie müssen das Haus in zwei Wohnungen aufteilen – so wie es die Tschechen und die Slowaken getan haben. Wie lange das dauern wird, kann ich nicht sagen.“Er selbst wird es nun nicht mehr miterleben.

Oz kam 1939 unter dem Namen Amos Klausner in Jerusalem als Sohn jüdischer Einwandere­r aus der Ukraine zur Welt. Persönlich­e und nationale Traumatisi­erungen sind zentrale Themen im literarisc­hen Werk von Oz, der als Zwölfjähri­ger den Selbstmord seiner Mutter miterlebte. Die schwere Erschütter­ung, die sein Leben zutiefst prägte, beschrieb er in seinem autobiogra­fischen Roman „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“. Für seine Bücher erhielt er viele Preise, darunter dem Friedenspr­eis des deutschen Buchhandel­s (1992).

In Deutschlan­d bekannte Werke von Oz sind etwa „Mein Michael“, „Der perfekte Frieden“, „Black Box“, „Ein anderer Ort“und „Eine Frau erkennen“. Der verheirate­te Vater von drei Kindern wurde immer wieder für den Literaturn­obelpreis genannt, aber nie mit ihm ausgezeich­net. In seinem Roman „Judas“(2015) beschäftig­te sich Oz, der seine letzten Jahre in Tel Aviv verbrachte, mit dem Thema Verrat. (dpa)

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Schriftste­ller Amos Oz

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