Lobbyarbeit für Tiere, Pflanzen und Lebensräume
Berlin. Der Naturschutzbund Deutschland listet 31 „Jahreswesen“auf: Weißdorn ist die Arzneipflanze des Jahres 2019, das Höhlentier des Jahres ist die Gemeine Höhlenstelzmücke und die Gefährdete Nutztierrasse des Jahres ist das Schwalbenbäuchige, das Rote und Blonde Wollschwein.
Aber auch Abstrakteres wie der Boden des Jahres (Kippenboden) ist dabei. Und manches – wie die Flusslandschaft des Jahres (Lippe) und das Gemüse des Jahres (Gurke) – wird gleich für zwei Jahre gewählt.
„Wenn man alle Tiere/Pflanzen/Landschaften des Jahres auflistet, dann wird es in der Tat sehr unübersichtlich“, räumt Kerstin Elbing vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO) ein. Andererseits seien die Auszeichnungen in der Regel gut begründbar.
Jeder Verband, jede Organisation habe eigene Schwerpunkte, Zielgruppen und Kommunikationskanäle, so dass viele Menschen erreicht würden. In der Regel geht es darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen – und zwar weit über das einzelne „Jahreswesen“hinaus.
So verknüpfte die Gesellschaft für Mykologie die Kür des Grünen Knollenblätterpilzes, von dem schon 50 Gramm beim Verzehr lebensbedrohlich sind, zum Pilz des Jahres mit der Forderung nach mehr öffentlicher Unterstützung für Pilzberater.
„Während eines Aktionsjahres geht es in der Regel darum, Lobbyarbeit für Tierarten beziehungsweise Themen zu betreiben, die nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen und Spenden für Schutzmaßnahmen zu generieren,“erklärt Birte Strobel von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz. Es werde über Missstände aufgeklärt.
Und das Ganze sei auch ein emotionales Thema: Da das Verschwinden von Lebensräumen, Pflanzen- und Tierarten nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit stattfinde, habe jedes Tier, jede Pflanze, jeder Lebensraum des Jahres Berechtigung und Wichtigkeit.
Los ging es nach VBIO-Angaben im Jahr 1971 mit dem Vogel des Jahres. 1980 folgte die Blume des Jahres (2019: Besenheide). Vor allem nach der Jahrtausendwende kamen weitere Auszeichnungen hinzu, die sich besonders auf immer kleinere Pflanzen- und Tiergruppen bezogen.