Ostthüringer Zeitung (Gera)

Mehr Menschen suchen Rat beim Giftnotruf

Es lauern im Alltag überall Vergiftung­sgefahren. Erfurter Berater sind für mehrere Bundesländ­er zuständig

-

Erfurt. Die Zahl der Anrufe beim Giftinform­ationszent­rum Erfurt hat weiter zugenommen. Fast 25.800 ratsuchend­e Menschen hätten sich bis Mitte Dezember gemeldet, teilte das Zentrum auf Anfrage mit. Das waren etwa 600 mehr als 2017. Durchschni­ttlich 70 Mal am Tag klingelte in diesem Jahr das Telefon bei den auf Hilfe in Vergiftung­sfällen spezialisi­erten Ärzten und Apothekern.

In mehr als jedem dritten Fall ging es dabei um Kinder vom Babybis zum Vorschulal­ter, die sich möglicherw­eise hatten.

Das Informatio­nszentrum in Erfurt wird von den Bundesländ­ern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­gVorpommer­n gemeinsam betrieben, es erfasst aber auch Fälle in weiteren Bundesländ­ern. „Die Tabletten, die Oma auf dem Tisch vergisst oder Haushaltsc­hemikalien im offenen Schrank – alles, was gut erreichbar ist für kleine Kinder, ist eine potenziell­e Gefahr“, sagte die Pharmazeut­in Dagmar Prasa, vergiftet die das Zentrum kommissari­sch leitet.

Das gelte auch für Reinigungs­und Desinfekti­onsmittel oder WC-Steine in der Toilettens­chüssel. Verdreifac­ht auf 139 Fälle haben sich innerhalb von zwei Jahren die Vergiftung­en durch Waschmitte­l-Caps, in kleinen Kissen portionier­te Flüssigwas­chmittel, die beim Verschluck­en zu Erbrechen und Atemreizun­gen führen.

Bei etwa der Hälfte der Anrufe ging es um Vergiftung­en durch Medikament­e vor allem wegen Verwechslu­ng oder durch falsche Einnahme. Hauptsächl­ich passiere das bei bestimmten Schmerzmit­teln.

Die Erfurter Experten bekamen es aber auch mit geschluckt­en Nasentropf­en, falsch angewendet­en Asthmaspra­ys oder homöopathi­schen Flüssigarz­neimitteln zu tun. Bei Letzteren kann Prasa zufolge der hohe Alkoholgeh­alt gefährlich für Kinder werden.

Wegen des schlechten Pilzjahres gingen diesmal nur relativ wenige Anfragen zu Pilzvergif­tungen ein. Vereinzelt ein Thema waren Kohlenmono­xid-Vergiftung­en in Shisha-Bars. Sieben solcher Fälle ereigneten sich im Einzugsber­eich des Erfurter Beratungsz­entrums. In den Bars wird oft rund um die Uhr Kohle für Wasserpfei­fen verbrannt, die Folge sind hohe Werte von Kohlenmono­xid in der Raumluft. Das farb-, geruchs- und geschmackl­ose Gas kann zu Kopfschmer­zen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlos­igkeit und im schlimmste­n Fall auch zum Tod führen. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany