Facebooks politische Ambitionen
Erstmals zwei Milliarden Nutzer
San Francisco. Mark Zuckerberg ist die Freude deutlich anzumerken. „Von diesem Morgen an“, jubelt der Konzernchef am Dienstag (Ortszeit) in Kalifornien, „besteht die FacebookGemeinde offiziell aus zwei Milliarden Menschen.“Damit verfügt heute jeder vierte Erdenbürger über ein Konto bei dem sozialen Netzwerk. Mit diesen Zahlen sprengt der Konzern gut 13 Jahre nach seiner Gründung endgültig den Rahmen eines sozialen Netzwerks: Facebook ist heute auch gesellschaftspolitisch ein Global Player.
Vor wenigen Tagen hatte der 33-Jährige Einblick gewährt in seine Vorstellungen vom Facebook der Zukunft. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns darauf konzentriert, die Welt offener und vernetzter zu machen“, sagte Zuckerberg in Chicago. Nun stehe er mit seinem Unternehmen „in der Verantwortung, mehr zu tun“. Er wolle die Menschheit zusammenbringen.
Und er ließ auch gleich wissen, welcher Themen sich die Facebook-Welt annehmen soll: „Armut beenden, Seuchen heilen, Klimawandel stoppen, Freiheit und Toleranz verbreiten, Gewalt stoppen.“Dies könne keine Gruppe und auch keine Nation schaffen. Die Konkurrenz hat Facebook abgehängt. Der Kurznachrichtendienst Twitter etwa kam zuletzt auf 328 Millionen Nutzer. WeChat, eine Tochter des chinesischen Konzerns Tencent, zählte im Mai 938 Millionen Nutzer. (W.B.) Frankfurt/Main. Sie fängt bei null an, aber vertraut auf ihren guten Namen, ihre Einkaufsmacht und ihr Know-how im Strommarkt. Seit gestern bietet die Deutsche Bahn AG über ihre Tochter DB Energie auch Strom für private Haushalte an. Bis Ende des Jahres soll die Kundenzahl fünfstellig sein, nach fünf Jahren sechsstellig. Und die Anlaufverluste will Hans-Jürgen Witschke, der Geschäftsführer von DB Energie, in drei Jahren bewältigt haben.
Er vertraut dabei auf die Größe der Bahn. Die sei der größte Stromverbraucher in Deutschland. Und DB Energie sei der fünftgrößte Stromversorger des Landes: „Aufgrund unseres großen Beschaffungsvolumens können wir unseren Grünstrom im Schnitt zehn bis zwölf Prozent preiswerter anbieten als die Grundversorger ihren Graustrom.“Das ist nicht nur eine preisliche Kampfansage, sondern auch eine qualitative: Denn Graustrom ist ein Fachbegriff für Strom aus unterschiedlichen Energiequellen, auch aus Atomkraftwerken, während die Bahn nur Grünstrom liefern will, also aus regenerativen Quellen, der in der Regel teurer als Graustrom ist.
Kartellrechtliche Schwierigkeiten wird es nicht geben, wenn die Bahn als Staatsunternehmen nun auch private Haushalte mit Strom beliefern wird. Es gibt mit dem Logistiker Schenker zum Beispiel ein Bahnunternehmen, das mit Spediteuren konkurriert. Zudem gibt es auf dem Strommarkt etwa 1200 Anbieter, darunter auch so sachfremd wirkende, aber kapitalkräftige wie Lidl und Tchibo. Innogy, der von RWE abgespaltene Hersteller erneuerbarer Energien und Stromhändler, wollte sich zu „Aktivitäten und Ankündigungen von Wettbewerbern grundsätzlich nicht äußern“.
Konkurrenz auf dem Strommarkt ist im Prinzip nur über knapp ein Fünftel des Endkundenpreises möglich: Nur dieser Anteil steht für die Kosten der Strombeschaffung, die anderen Preisbestandteile – Steuern, Abgaben, Netzentgelte, Wegekosten für die Verlegung von Stromleitungen – sind für alle Anbieter gleich. Deshalb kommen viele Stromangebote auf den Tisch, die im ersten Jahr sehr preiswert erscheinen, die aber für die Anbieter sehr margenarm sein müssen, weil sie ja nur den relativ kleinen Preisbestandteil der Beschaffungskosten gestalten können. Darum drehen viele im Jahr zwei und drei des Liefervertrages auf, treiben also die Preise, um auf ihre Kosten zu kommen. Verbraucherschützer warnen deshalb vor „Lockangeboten“.
Hier wittert die Bahn ihre Chance. „Wir haben das Knowhow, um im hart umkämpften Strommarkt zu bestehen“, sagte Witschke gestern. DB Energie werde den Strom für die privaten Haushalte an der Leipziger Strombörse kaufen. Wegen ihrer großen Nachfrage rechnet sie sich dabei Kostenvorteile aus. Zudem kenne sie das Stromgeschäft, soll heißen: Die Bahn glaubt, auch stark schwankende Strompreise mit Termingeschäften so absichern zu können, dass sie im Schnitt den Strom billiger als andere einkaufen kann. DB Energie bietet den Strom nur online an, und zwar über www.dbstrom.de. Es gibt nur zwei Angebote, einen Vertrag über zwölf Monate und einen über 24 Monate Laufzeit. Gekündigt werden kann bis zu vier Wochen vor dem Ende der Vertragslaufzeit, sonst verlängert sich der Vertrag um maximal ein Jahr. Neukunden werden mit einem Bonus gelockt, etwa in Form einer Bahncard 25. Man wolle eine „bahnaffine Zielgruppe“ ansprechen, sagte Witschke: „Damit stärken wir das Kerngeschäft der Bahn.“
Die DB Energie ist vor 20 Jahren gegründet worden, um Energie für den Eisenbahnverkehr in Deutschland zu liefern. Neben Diesel für Tausende Lokomotiven zu beschaffen, betreibt sie ein knapp 8000 Kilometer langes eigenes Bahnstromnetz und stattet rund 5700 Bahnhöfe mit elektrischer Energie aus. Den Bahnstrom produziert sie selbst, und zwar in sogenannten Kraftwerksscheiben. Das sind Beteiligungen an Kraftwerken anderer Eigentümer, in denen aber zuvörderst für die Bahn Strom hergestellt wird. Dies nicht nur für den eigenen Bedarf. Seit 14 Jahren verkauft DB Energie schon Strom an Industrie, Gewerbetreibende und Handelsunternehmen. Mit dem Strom für private Haushalte werde sie nun, sagte Witschke, zum „Vollsortimenter“.
„Preislich wird sich DB Energie mit seinen Grünstromprodukten unterhalb der sogenannten Graustrompreise der Grundversorger positionieren“, teilte DB Energie gestern zum Auftakt des Privatkundengeschäfts mit. Weil die Netzentgelte regional unterschiedlich sind, können konkrete Preise nur im Kundenportal bei Eingabe der jeweiligen Postleitzahl abgerufen werden, unter www.dbstrom.de.
Das Vergleichsportal Verivox hat für diese Zeitung den Tarif exemplarisch für Berlin mit einem Verbrauch von 3500 kWh verglichen. Der DB-Tarif kostet dann 1027,33 Euro und würde bei Verivox momentan auf Platz 45 liegen. Der günstigste Tarif bei Verivox mit vergleichbaren Konditionen würde nur 967,15 Euro kosten.
Das Unternehmen lockt mit Boni wie Bahncard 25