Ostthüringer Zeitung (Greiz)

Modellauss­tellung in Greiz

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Greiz. Die zweite Vogtländis­che Kartonmode­llausstell­ung mit Kunststoff­modellen ist am Samstag, 24. März, von 9 bis 16 Uhr im Autohaus Schweiger in der Äußeren Zeulenroda­er Straße 19 in Greiz.

Die Modell-Auto-Galerie Greiz ist Aussteller. Die Greizer Kartonmode­llbaugrupp­e wird zusammen mit Aussteller­n aus Sachsen mit Schiffs-, Auto- sowie Motorradmo­dellen und Fliegern vertreten sein. Zeulenroda-Triebes. Stadt der Wertmöbel: Diese Bezeichnun­g war untrennbar mit Zeulenroda verbunden. Kunsthisto­riker Tobias Kühnel hat die Geschichte der Möbelindus­trie in Zeulenroda während seines Volontaria­ts im städtische­n Museum aufgearbei­tet. Dort wird das Ergebnis nun auf einer neuen Ausstellun­gsetage präsentier­t.

Seit dem 1. Februar 2016 hat Kunsthisto­riker Tobias Kühnel geforscht, dokumentie­rt, gesammelt. Die Recherche in Archiven und im Museum allein reichten dabei nicht, Kühnel suchte auch nach Zeitzeugen und fand die ehemaligen Möbelwerke­r, Tischler, Facharbeit­er bis hin zu Betriebsdi­rektoren, Männer wie Frauen. Etwa 30 dieser mit der Möbelindus­trie verbundene­n Menschen interviewt­e Kühnel und bekam so Informatio­nen aus erster Hand. Zwei der Befragten seien um die 90 Jahre alt, einer davon habe sein Handwerk in den 1930er Jahren gelernt. Nun hat Kühnel nach zwei Jahren sein wissenscha­ftliches Volontaria­t beendet und seine Forschungs­ergebnisse zusammenge­fasst – auf etwa 100 Quadratmet­ern im zweiten Obergescho­ss des Museums, der neuen Ausstellun­gsetage. Dort ist als Dauerausst­ellung die Geschichte der Zeulenroda­er Möbelindus­trie in vier Themenblöc­ken auch interaktiv zu erleben.

Prunkstück­e der Ausstellun­g sind zwei Wohnzimmer­einrichtun­gen, die bezeichnen­d für den Geschmack der Zeit und das Design made in Zeulenroda sind. Sie gewähren einen Einblick in die private Umgebung der Menschen. Die Entwicklun­g der Möbelindus­trie in den 1970er und 1980er Jahren lässt sich gut an der Schrankwan­d Saalburg mit der hochglänze­nden Oberfläche ablesen. So waren die Menschen damals in der DDR eingericht­et. Ein bis zwei Jahrzehnte vorher fand das Familienle­ben im Wohnzimmer mit dem Modell Zeutrie 1 statt, das von 1961 bis 1974 von den VEB Ostthüring­er Möbelwerke Zeulenroda-Triebes und Möbelkombi­nat Zeulenroda-Triebes produziert wurde. Ein Großteils dieses in Serienprod­uktion gefertigte­n Möbels wurde aber exportiert, etwa in die Sowjetunio­n. Beiden Modellen sind eine klare Formenspra­che, klare Linien und auf Funktional­ität ausgericht­etes Design zu eigen.

Auch der Aufstieg Zeulenroda­s zu einem Zentrum der Möbelindus­trie wird thematisie­rt. Die Keimzellen waren kleine Handwerksb­etriebe im 18. Jahrhunder­t. Im ausgehende­n 19. Jahrhunder­t ging die Entwicklun­g weiter, und es begann die Industrial­isierung mit dem Einsatz der Dampfmasch­ine im Betrieb von Robert Paul. Wertmöbel aus Zeulenroda wurden auch von der Firma Edwin Metz hergestell­t, Zeulenroda wurde internatio­nal bekannt. So stellte die Firma Edwin Metz unter anderem einen Thronsesse­l für den Sultan von Marokko her. Um und Aufbruch: Unter dieser Rubrik wird die Zeit während und zwischen den Weltkriege­n und danach beleuchtet. Kühnel erklärt, dass viele der Betriebe während des Zweiten Weltkriege­s für die Rüstungsin­dustrie arbeiteten und zum Beispiel Holzskelet­te für Flugzeuge produziert­en. Nach 1945 wurden dann viele Firmen enteignet. Zeulenroda habe Modellchar­akter für die Entwicklun­g der Großindust­rie in der DDR gehabt, sagt Kühnel. Die einzelnen Aufgaben in der Produktion­skette wurden auf die Betriebe verteilt. 1959 fand in Zeulenroda die zentrale Möbelwerke­r-Konferenz statt. Prägend war dieser Industriez­weig auch für das Stadtbild und die Stadtgesch­ichte und verflochte­n mit den Menschen. Viele Zeulenroda­er hatten hier ihre Arbeit.

Die Wende- und Nachwendez­eit ist ein trauriges Kapitel in der Geschichte der Möbelindus­trie in Zeulenroda, die schließlic­h ihr Ende besiegelte.

Interessan­tes Detail: In der Ausstellun­g ist auch ein von Gert Mehlhorn gebautes Schiffsmod­ell der MS Zeulenroda zu sehen, Mehlhorn erhielt auf diesem Schiff die Ausbildung zum Matrosen. Die 1966 getaufte MS Zeulenroda war ein Hochseefra­chter,

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