Ostthüringer Zeitung (Jena)

Der treueste Pinguin der Welt

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auf das offene Meer und setzte den Pinguin, den er Dindim getauft hatte, wieder aus. Doch noch ehe Pereira de Souza wieder den Strand erreicht hatte, war dort: der Pinguin. Er blieb noch einige Monate, dann schwamm er wohl zurück nach Patagonien, seine argentinis­chen Heimat.

Aber dann folgte das Ungewöhnli­che: 2012, 2013, 2014 und 2015 stand immer im Juni oder Juli Pinguin Dindim wieder am Zaun aus Bambusrohr­en. Er muss mehrere Wochen Tausende Kilometer hoch bis zur Ilha Grande geschwomme­n sein und vom Strand den Sandweg zum in der zweiten Reihe stehenden Häuschen gewatschel­t sein. Es wird davon ausgegange­n, dass seine Heimat rund 4000 Kilometer weiter südlich in Patagonien liegt und er daher bis zu 8000 Kilometer für den „RetterBesu­ch“unterwegs sein kann. Er blieb in der Vergangenh­eit bis zu acht Monate, dann schwamm er wieder in andere Gefilde, der brasiliani­sche Sommer ist dann doch zu warm. So zumindest die Geschichte. Kann das stimmen?

Das Häuschen ist schnell gefunden. João und seine Frau sitzen auf einer Holzbank, mürrischer Blick. Dann ein Blick über den Zaun: da steht ein Pinguin.

João will eigentlich nicht darüber reden. Aber nach und nach „taut“er auf – und wie er mit seinem Pinguin umgeht, diese Vertrauthe­it, die in den nächsten Stunden zu sehen ist, lässt die Story realer erscheinen. „Ich war mir sicher, dieses Jahr kommt Dindim nicht mehr“, erzählt er. Doch am 1. August wachte er auf - und da stand Dindim am Zaun. „Ich liebe ihn wie meine drei Kinder“, sagt João. Er hat ihm in den Vorjahren einen Ring angelegt, um ihn wiederzuer­kennen.

Der deutsche Pinguinfor­scher Klemens Pütz nennt die regelmäßig­e Wiederkehr ungewöhnli­ch, aber möglich. „Der Ort liegt an der Route der Magellan-Pinguine, nach dem Brüten in Patagonien schwimmen sie im Winter oft Tausende Kilometer hoch in den wärmeren Norden bis nach Brasilien“, erklärt der wissenscha­ftliche Direktor des sogenannte­n Antarctic Research Trust. Sie würden nach Monaten auf See auch ihre Bruthöhle wiederfind­en, daher sei die Rückkehr nach Provetá realistisc­h – zumal sie dorthin zurückkehr­en, wo sie sich wohlfühlen.

Pereira de Souza schmiegt sein Gesicht an das von Dindim. Leider kann Dindim nicht sprechen – es wäre interessan­t zu wissen, warum er sich denn verspätet hat

Mit Rückensalb­e eingeschmi­ert

 ??  ?? Der Pinguin Dindim wird von seinem Retter, dem pensionier­ten Maurer Joao Pereira de Souza, gestreiche­lt. Foto: Georg Ismar/dpa
Der Pinguin Dindim wird von seinem Retter, dem pensionier­ten Maurer Joao Pereira de Souza, gestreiche­lt. Foto: Georg Ismar/dpa

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