Ostthüringer Zeitung (Jena)

SPD-Frau Rosin vor Wechsel in CDU-Fraktion

- Von Jens Voigt

Erfurt/Saalfeld. Mit dem Nahen der ersten Entscheidu­ngen zur Gebietsref­orm rückt auch wieder das in den Fokus, was die politische Gestaltung­skraft der rot-rot-grünen Koalition ausmacht: ihre Mehrheit im Landtag. Doch ausgerechn­et die droht zu erodieren: Die SPDAbgeord­nete Marion Rosin aus Bechstedt (Landkreis SaalfeldRu­dolstadt) wechselt möglicherw­eise noch heute zur CDU.

Hinweise darauf kursieren in Gremien der Thüringer Union. Demnach soll Rosin zunächst über Dritte bei CDU-Landesund Fraktionsc­hef Mike Mohring sondiert haben, ob sie im Unionslage­r Aufnahme fände, ohne erst eine Zeit lang das Dasein einer fraktionsl­osen Abgeordnet­en fristen zu müssen.

Eine kontrovers­e öffentlich­e Debatte wie bei der Aufnahme des AfD-Mannes Oskar Helmerich in die SPD-Fraktion will die CDU offenbar klein halten: Demnach sollte Rosin, die 18 Jahre der SPD angehörte, noch im Laufe der heutigen Sitzung in die Unionsfrak­tion aufgenomme­n werden.

Dass die 47-jährige Bildungsex­pertin, die ihr Mandat 2014 über die SPD-Landeslist­e errungen hatte, nicht mit allen Vorhaben von Rot-Rot-Grün vollends überein ging, ist schon länger offenkundi­g. So begleitete Rosin etwa die Rückführun­g der Schulhorte aus der kommunalen in die Landesregi­e äußerst kritisch. Deutlich ablehnend hatte sie sich auch zu den niedriger gefassten Mindestzah­len für Grund- und Regelschul­en aus dem von der Linken geführten Bildungsmi­nisterium geäußert, die von der CDU als Sterbe-Anordnung für kleine Landschule­n kritisiert wurden. Rosins Gegenvorsc­hlag der Sprengelsc­hulen nach Südtiroler Vorbild fand die Linke nicht so toll.

Der Wechsel hat freilich noch ein anderes Geschmäckl­e: Die Mutter zweier Söhne ist verheirate­t mit Richard Dewes, Rechtsanwa­lt und Ex-Landesvors­itzender der Thüringer SPD. Dewes, der damals mit seinen Vorstellun­gen zu einem Bündnis mit der Linksparte­i scheiterte, gehört inzwischen zu den schärfsten Kritikern von Rot-Rot-Grün vor allem in der Innen-, Asyl- und Kommunalpo­litik. Die Stadt Weimar vertrat er mit ihrer Klage gegen die Gebietsref­orm.

CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring jedenfalls kommt der Zeitpunkt gerade recht: Heute will die Union die Halbzeit der Koalition auseinande­rnehmen. Gute Gelegenhei­t, dem Linksbündn­is unter die Nase zu reiben, dass seine politische Sprungweit­e jetzt an einer einzigen Abgeordnet­enstimme hängt – und sei es die eines vormaligen AfD-Funktionär­s.

Die Mehrheit von Rot-Rot-Grün schrumpft im Thüringer Landtag auf eine Stimme.

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Marion Rosin Foto: Zippel

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