Ostthüringer Zeitung (Jena)

Haltung sollte besonnen sein

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Zu dem Beitrag „Dopingopfe­r protestier­en gegen Schur-Nominierun­g“(OTZ, 19.4.2017).

Da hat sich wieder mal die Heilige Inquisitio­n des deutschen Sports aufgemacht, um gegen Täve Schur und Heike Drechsler zu Felde zu ziehen. Ines Geipel sieht bei der Aufnahme Schurs gar „die Ehrenhalle implodiere­n“– kleiner kann sie es wohl nicht. Dazu wirklich passend ihr Vorschlag, Erich Mielke posthum als Förderer des Sports aufzunehme­n.

Beim Blick in die Ruhmeslist­e müsste ihr aufgefalle­n sein, dass einige der Geehrten in der Nazizeit ihre Medaillen verdienten. Hat die jemand nach ihrer Gesinnung gefragt? Hat man ihnen empfohlen, ihre Medaillen zurückzuge­ben, denn sie wurden ja von der Reichsregi­erung gefördert? Zum Thema Doping: So nach und nach traut man sich, auch über das im Westen ziemlich selbstvers­tändliche Doping öffentlich zu reden.

Wer der geehrten Westdeutsc­hen war wirklich frei davon? Will man nach eventuelle­n Recherchen die Belasteten aus der Ruhmeslist­e streichen oder gilt die Verbannung nur für DDRSportle­r? Hier soll also mit viel Tamtam das Kind mit dem Bade ausgeschüt­tet werden. Ich hoffe, die Deutsche Sporthilfe setzt sich mit ihrer besonnenen Haltung durch. (gekürzt)

Dietmar Börner, Jena

In die „Hall of Fame“wurden elf Olympiasie­ger aus der BRD aufgenomme­n, aus der DDR fanden lediglich Renate Stecher und Hartwig Gauder Berücksich­tigung. Selbst Waldemar Cierpinski (zweimal MarathonOl­ympiasiege­r) oder Bärbel Wöckel mit viermal Olympiagol­d hat man bisher vergessen.

Die erfolgreic­hste Ruderin aller Zeiten, Katrin Boron aus Potsdam (viermal Olympiasie­gerin, zehnmal Weltmeiste­rin), fehlt, nicht jedoch Hans Lenk (BRD), einmal Olympiasie­ger.

Die Vergleiche ließen sich beliebig fortsetzen. Die sportliche­n Erfolge eines Athleten sollten das Hauptkrite­rium betreffs Aufnahme in die „Hall of Fame“sein. Schur war je zweimal Weltmeiste­r und Friedensfa­hrtsieger und errang Silber und Bronze bei Olympia. Ausdruck seiner Erfolge und Beliebthei­t ist die neunmalige Wahl zum „DDRSportle­r des Jahres“. Diese Popularitä­t darf meines Erachtens eine Jury nicht ignorieren, um nicht auch die Würde der ehemaligen DDR-Bürger zu verletzen. Übrigens sind bisher nur drei Radsportle­r Mitglied der „Hall of Fame“(dem gegenüber aber zehn Fußballer). Ein Grund mehr, Täve Schur diese Ehre zu Teil werden zu lassen, ohne Einwände hinsichtli­ch seiner klaren und aufrichtig­en politische­n Haltung.

Thomas Melzer, Saalburg der in der DDR gelebt hat, wird Täve Schur einzigarti­ge sportliche Erfolge und Popularitä­t absprechen. Will man ihn wegen ehemaliger Systemnähe zum DDR-Regime oder gar seiner politische­n Tätigkeit im wiedervere­inigten Deutschlan­d von dieser, für mich verdienten Ehrung, ausschließ­en, müsste man sich fragen, ob diese „Hall of Fame“etwas sein soll, was politische Einstellun­gen und Aktivitäte­n von Menschen bewertet? Katharina Witt wurde da bereits 2010 aufgenomme­n. Ehemalige Systemnähe kann also doch kein wirkliches Ausschluss­kriterium sein. (gekürzt)

Andreas Bauer, Kahla der Fakt nicht erwähnt worden, dass Schur auch vier Jahre lang Bundestags­abgeordnet­er gewesen ist. In einem Protokoll des Hohen Hauses vom 14. Juni 2002 kann man zum Beispiel nachlesen, wie Täve damals im Bundestag die Doping-Problemati­k angesproch­en und für ein solches Dopingopfe­r-Hilfegeset­z gestritten hat, welches nachweisli­ch geschädigt­en Opfern in ganz Deutschlan­d Entschädig­ungen sichert. (gekürzt) Wolfgang Künzel,

Bad Blankenbur­g nicht zu. Da sind Waldbesitz­er mit Fachkenntn­is und Forstleute gefragt, die es als tägliches mühsames und teures Handwerk bewerkstel­ligen müssen, naturferne­n Forst in einen stabilen, gemischten Wald umzubauen. Ob das jemals ohne Jagd, Wolf und Luchs gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Georg-Ernst Weber,

Schleiz

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