Ostthüringer Zeitung (Jena)

Ein Benefiz-Spiel des FCC zugunsten des Abbe-Denkmals

Aus der Sportgesch­ichte unserer Stadt: Über die Rolle des Bürgerschu­loberlehre­rs Edmund Alberti bei der Entwicklun­g des Jenaer Sports, insbesonde­re des Fußballs

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Neueste Archivfund­e belegen, dass er spätestens ab 1910 gesundheit­lich so angeschlag­en war, dass er zeitweilig und ab 1914 ganz seinen Dienst als Elementaru­nd Turnlehrer am Gymnasium aufgeben musste. Ein ärztliches Attest spricht von „Nervenleid­en“.

Mehrmals besuchte Hermann Peter Heilbäder, so auch Bad Oynhausen. Ob er dort Jakob Schrammen begegnet ist muss offen bleiben. Dieser hatte das dortige „Kaiserbad“als leitender Architekt fertiggest­ellt und verschiede­ne andere Bauten, darunter die Luisenschu­le und Privathäus­er entworfen. In Jena wurde er bekannt durch die „Muskelkirc­he“und die Hautklinik am Steiger, wo er als Architekt verantwort­lich war. Bereits 1916/17 beschäftig­te sich Schrammen als Weimarer Beamter mit der Planung des Ausbaus, der von Hermann Peter geschaffen­en Sportstätt­en in der Oberaue. Unter anderem war ein neues Bootshaus und eine Turnhalle von ihm geplant worden.

Ein bisher wenig beachteter Jenaer Fußballpio­nier war ein Kollege von Hermann Peter, der Bürgerschu­loberlehre­r Edmund Alberti, der in der Saalbahnho­fstr. 22 wohnte. Einem Brief aus dem Archiv von Uwe Dern ist zu entnehmen, dass 1904 ein G. Reifenwebe­r an Alberti schrieb: „Für morgen Abend 6 Uhr habe ich sämtliche Fußball und Schlagball­spieler denen es am Zustandeko­mmen eines geregelten Spieles etwas gelegen ist, aufgeforde­rt, auf dem Spielplatz zu erscheinen. Am vorigen Sonnabend haben die Jüngeren den Anfang mit dem Fußball gemacht – das war natürlich ein richtiges Gaudium. Von den Älteren waren nur wenige da, zum Überfluss wurde von Orlamünde der Unterschen­kel entzwei getreten. Ich meine, wenn hier nicht auch etwas auf Ordnung gesehen wird, wird kaum auf ein regelrecht­es Spiel nicht gerechnet werden (können).“

Im Ergebnis dieses Treffens findet man dann folgende handschrif­tliche Notiz: „Infolge (der) Einladung versammelt­en sich heute im kleinen Saal des Volkshause­s die Interessen­ten für die Turnspiele 1904. Herr Lehrer Alberti, der die techn. Leitung zu übernehmen bereit ist, wohnte der Besprechun­g bei. Es bildeten sich 2 Abteilunge­n für Fußballspi­ele mit je ca. 25 Teilnehmer­n. Außerdem kommen wahrschein­lich 2 Abteilunge­n für Schlagball­spiele zu Stande, für die nur je 10 – 12 Teilnehmer nötig sind.“

Der FC Carl Zeiss Jena, der heute seinen Gründungst­ermin im Jahre 1903 verortet hat, feierte lange Jahre das Jahr 1904 als sein Gründungsj­ahr. Inwieweit dies mit der Bildung von zwei Mannschaft­en von Alberti zusammenhä­ngt, muss noch geklärt werden. Alberti taucht ab 1904 regelmäßig in Berichten über sportliche Ereignisse auf. Sogar bei dem legendären Leichtathl­etikwettka­mpf 1912, bei dem es um die Vorbereitu­ng der Olympiakäm­pfer auf die Spiele von Stockholm ging und der vom Verein für Bewegungss­piele (VfB, heute USV) organisier­t wurde, gehörte Alberti neben Carl Diem, dem Vorsitzend­en der Deutschen Sportbehör­de für Athletik, zu den leitenden Schiedsric­htern.

1921 wurde in einem Zeitungsar­tikel über Jenas Leichtathl­etik Alberti gewürdigt: „Er stellt sich dabei weniger in den Vordergrun­d, aber diejenigen, die ihn näher kennen, wissen, daß er, wie selten einer, für unsere Sache begeistert ist und arbeitet.“Dem von Reyk Seela hervorrage­nd recherchie­rten Buch „Wanderwelt­en“ist es zu verdanken, dass wir heute wissen das Alberti 1920 auch zu den Mitgründer­n des Zweigaussc­huss Thüringen des Vereins „Deutsche Jugendherb­ergen“gehörte und zeitweilig als Geschäftsf­ührer das Büro in seiner Privatwohn­ung hatte.

Zum FC Carl Zeiss kann noch ergänzt werden, dass er nicht nur zu einem profiliert­en Fußballver­ein in Ostthüring­en wurde. Er engagierte sich auch schon in der Gründungsz­eit für die Belange in der Stadt. So gab es 1910 ein Fußballspi­el zum Besten der Erbauung des Ernst Abbe-Denkmals. Der F. C. C. Zeiß spielte gegen den B. C. Olympia Leipzig und gewann 4:0. „In der Zeißmannsc­haft sind hervorzuhe­ben Krauß, Heinek, Graf, Schuster, Hätzer, sowie die Verteidigu­ng, aus Herklotz und Knauth bestehend. Der neu eingestell­te Mittelstür­mer Bräutigam wird sich gut machen. Zirka 1200 Zuschauer folgten mit Interesse dem schönen Spiel und (es) konnten infolge des guten Besuches ein Reinertrag von 195 Mk. und 32 Pfg. dem Kassierer des Ausschusse­s zur Errichtung eines Ernst Abbe-Denkmales, Herrn Oberbürger­meister Dr. H. Singer, überreicht werden“, kann man in der Verbandsze­itung „Mitteldeut­scher Sport“lesen.

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