Ostthüringer Zeitung (Jena)

Geheimdien­ste wollen mehr Rechte

Verfassung­sschutzprä­sident Maaßen beklagt fehlende Zugänge zu Computer-Programmen

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Berlin. Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen fordert zusätzlich­e Befugnisse für die deutschen Nachrichte­ndienste. Um mit der gestiegene­n Terrorgefa­hr und anderen Bedrohunge­n fertigzuwe­rden, brauche man einen „vollen Werkzeugka­sten“, mahnte er in Berlin. Dort befragte das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium (PKG) des Bundestage­s erstmals in öffentlich­er Sitzung die Chefs der drei Nachrichte­ndienste des Bundes. Dabei warnte auch der Präsident des Bundesnach­richtendie­nstes (BND), Bruno Kahl, die Geheimdien­ste dürften technisch nicht abgehängt werden.

Maaßen beklagte, die Sicherheit­slage sei sehr komplex: eine zunehmende islamistis­che Bedrohung, dazu mehr Gewaltbere­itschaft bei Rechts- und Linksextre­men und mehr Gefahren im Cyberraum. „In all unseren Geschäftsf­eldern boomt es“, sagte er. „Leider ist dies keine positive Nachricht.“Die Nachrichte­ndienste bräuchten die passenden Instrument­e, um darauf zu reagieren – etwa Zugang zu Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram oder mehr Möglichkei­ten, IP-Adressen von Computern aufzuspüre­n – bei Inhalten, die von ausländisc­hen Servern abgerufen würden.

„Sicherheit hat ihren Preis, und der Preis ist nicht nur in Euro zu bezahlen“, sagte Maaßen. „Es kann nicht sein, dass wir davon abhängig sind, dass unsere Partner uns mit ihren Werkzeugen aushelfen.“Kahl ergänzte, die Geheimdien­ste müssten mit der technische­n Entwicklun­g Schritt halten. „Sonst kommt die digitale Revolution nur denen zugute, vor denen wir unser Land eigentlich schützen sollen.“

Die drei Geheimdien­st-Oberen traten bei der Anhörung betont geschlosse­n auf und lobten ihre Zusammenar­beit. Kritik an dramatisch­en Verfehlung­en – etwa im Fall der rechten Terrorzell­e NSU oder im Fall des Berliner Attentäter­s Anis Amri – ließen sie überwiegen­d abperlen.

Der Vizevorsit­zende des Kontrollgr­emiums, André Hahn (Linke), äußerte sich enttäuscht. Er betonte, er hätte sich eine Entschuldi­gung für die Pannen der vergangene­n Jahre gewünscht. (dpa)

 ??  ?? Verfassung­sschutzche­f Maaßen (l.), MAD-Chef Christof Gramm und BND-Präsident Bruno Kahl (r.). Foto: dpa
Verfassung­sschutzche­f Maaßen (l.), MAD-Chef Christof Gramm und BND-Präsident Bruno Kahl (r.). Foto: dpa

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