Jung, sehnsuchtsvoll und zerrissen
Theaterhaus Jena startet mit einem Musical im Kassablanca – Handlungsraum ist eine Jugendgruppe irgendwo in Jena
keinen Sex, sagt Jung. Er hat die Handlung in einer Jugendszene angesiedelt und dabei eigene Erlebnisse aus seiner Jugendzeit eingewebt und ausgedachte Geschichten hinzugefügt.
Der Handlungsort ist nicht etwa festgelegt auf eine Plattenbausiedlung, wo der Winzerlaer Jung ja selbst herkommt, sondern irgendwo in Jena. Es sind orientierungslose Jugendliche, die hin- und hergerissen sind, die randalieren, saufen, gegen vieles, vor allem aber gegen den Staat und das System sind und eine andere Welt wollen – welche das auch immer sein mag. Sie haben Sehnsüchte und Ansprüche. Auch eine Liebesgeschichte ist eingebettet.
Die Jugendgruppe wird in dem Stück von einem Erzähler begleitet. Der tritt als erwachsenes „Ich“in Aktion und hilft, Geschichten des Erwachsenwerdens aus Sicht eines älter gewordenen Menschen zu reflektieren. So mancher könnte sich beim Besuch dieser Aufführungen an seine eigenen schwierigen Zeiten des Jungseins, der mitunter naiven Sicht auf das Leben und die politischen Erscheinungen der Zeit und des oft verzweifelten Suchens erinnern, sind sich Schönecker und Dramaturgin Diana Insel einig.
Publikum begleitet den Weg der Identitätsfindung
So rückt in der Inszenierung auch immer wieder ein Widersprich in den Fokus: zwischen der schönen Stadt, in der man leben kann, und der Welt da draußen, die so schlimm erscheint, wo Menschen unter Krieg und Hunger leiden und auf der Flucht sind. Zum Beispiel begegnen die Jugendlichen einem Soldaten, der von seinem Einsatz im Afghanistan-Krieg zurückkommt und frustriert von seinem überforderten Einsatz berichtet. Es sind viele diffuse Ängste vor der Zukunft, die das Denken und Handeln der Jugendlichen bestimmen. Es ist ein Weg eigener Identitätsfindung, bei der das Publikum die jungen Leute begleiten kann.