Erster Auftritt des neuen Dirigenten kommt beim Publikum an
Klassikkonzert im sanierten Volkshaussaal mit Brahms, Schumann und Moeran
Johannes Brahms, wiederum eine Premiere, denn der Solopart wurde durch die junge international preisgekrönte Pianistin Lise de la Salle aus Frankreich mitreißend interpretiert in der Einheit von höchster Virtuosität gepaart mit einer Ausdrucksstärke sondergleichen. Man wurde mit hineingenommen in das damalige Ringen von Brahms, wenn es um sinfonisches Format ging, lange vor seiner 1. Sinfonie. Gaudenz und das Orchester waren ebenbürtige Partner. Eine Riesenbegeisterung gab es im Publikum. Die Solistin dankte mit „Liebeslied“von Robert Schumann als Zugabe, sind es doch die Schumanns gewesen, die Brahms hilfreiche Partner bei der Entstehung seines ersten Klavierkonzertes gewesen sind.
Nach der Konzertpause wurde die erste Begegnung mit der Sinfonie g-Moll des bisher weithin unbekannten irischen Briten Ernest John Moeran zu einem weiteren Ereignis. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Komplexität in der Mischung aus poetisch-lyrischen Momenten und gewaltigen Aufbrüchen bleibt sie lange in Erinnerung. Der im Krieg verwundete Komponist ringt um seine Identität zwischen heimatlicher Naturliebe und großstädtischem Chaos. Für alle Instrumentengruppen des Orchesters war es eine Riesenaufgabe. In vier Sätzen ertönte zuweilen sehnsuchtsvoll lyrische Poesie, immer wieder kontrastiert durch Aufbrüche zu gewaltigen Klangballungen. Simon Gaudenz war der sensibel und genau agierende Regisseur bei einem sich immer wieder dramatisch zuspitzenden Geschehen. Für die Jenaer Musikfreunde war es ein weiterer Beweis, dass solch bisher unbekanntes Opus mit solch Riesenanforderungen nur durch ein Spitzenorchester realisiert werden kann.