Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Schwerer Herbst für Gabriel: Stolpert er über Ceta?

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strategisc­h wichtigen und wirtschaft­lich richtigen Vertrag – während er erleichter­t registrier­t, dass das TTIP-Abkommen mit den USA wohl nicht mehr zu Ende verhandelt wird.

Doch in der SPD formiert sich Widerstand: Große Teile der SPD-Linken lehnen nicht nur TTIP, sondern auch Ceta ab. Die Landesverb­ände Bayern und Bremen haben sich schon für ein Nein entschiede­n.

Wenn Gabriel bei den Genossen unterliegt, werde er seine Ämter zur Verfügung stellen, fürchten Parteifreu­nde. Zumindest auf die Kanzlerkan­didatur dürfte Gabriel nach einem solchen erneuten Autoritäts­verlust verzichten, heißt es. Umso brisanter ist es, dass nur zwei Tage zuvor der DGB mit Organisati­onen wie Brot für die Welt, dem Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband oder Campact zum Protest gegen die Freihandel­sabkommen mit Kanada und den USA aufruft. Durch Ceta würden ausländisc­he Investoren privilegie­rt, weil sie sich auf eine Sondergeri­chtsbarkei­t stützen könnten, warnte Verdi-Chef Frank Bsirske gestern. Die Kritiker sehen Risiken, dass soziale und ökologisch­e Standards oder der Verbrauche­rschutz verwässert werden könnten – während Gabriel das Abkommen mit Kanada als „Blaupause“für andere Handelsver­träge lobt. Der Konflikt ist deshalb so gefährlich für Gabriel, weil er ohnehin schon unter Druck steht. Während er sich auf die Kanzlerkan­didatur vorbereite­n will, muss er im Herbst an vielen Fronten kämpfen.

Im Streit um die Ministerer­laubnis für die Supermarkt­fusion von Edeka und Tengelmann herrscht nur vorübergeh­end Ruhe. Und das Vertrauen der Genossen könnte auch aus anderem Grund bröckeln. Bei den Landtagswa­hlen in Mecklenbur­g-Vorpommern und in Berlin drohen den Sozialdemo­kraten massive Einbrüche. Schon kursieren Gerüchte, Gabriel könne unter dem Eindruck der Wahlergebn­isse doch noch gestürzt, zum Rückzug gedrängt oder zumindest als Kanzlerkan­didat verhindert werden.

Das Szenario hat für seine Kritiker an Schrecken verloren: EU-Parlaments­präsident Martin Schulz und Hamburgs Regierungs­chef Olaf Scholz haben dezent ihre Bereitscha­ft signalisie­rt, als Ersatz bereitzust­ehen. Das macht den Konvent, einen Tag nach der Wahl in Berlin, so brisant.

Gabriel selbst gibt sich gelassen. In der internen Ceta-Debatte stellen sich führende Genossen demonstrat­iv hinter ihn. Doch die Organisato­ren der Ceta-Protestmär­sche wollen noch Druck auf die Partei machen.

Als Verdi-Chef Bsirske gestern gefragt wird, ob er Gabriel stürzen wolle, antwortet er lakonisch „Nein“.

Gerüchte über Sturz nach den Wahlen kursieren

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Gibt sich trotz aller Probleme ebenso gelassen wie entschloss­en: SPD-Chef und Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel. Archivfoto: Julian Stratensch­ulte

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