Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

„Mumien-Räuber“hat seine Lektion gelernt

- Von Martin von Braunschwe­ig

Dortmund. Kaum hatten die Richter das Urteil verkündet, machte sich Erleichter­ung auf dem Gesicht des „Mumien-Räubers“breit. Für zwei Banküberfä­lle in Dortmund und Unna, bei denen er sein Gesicht mal mit Mullbinden umwickelt, dann wieder mit Pflasterst­reifen beklebt hatte, verhängte das Dortmunder Landgerich­t am Dienstag zwei Jahre Haft auf Bewährung. „Wir glauben, dass dieser Angeklagte seine Lektion bereits gelernt hat“, sagte der Vorsitzend­e Helmut Hackmann. „Ihn jetzt ins Gefängnis zu schicken, würde ihn nur wieder zurückwerf­en.“

Der „Mumien-Räuber“hatte die vergangene­n Jahre in bitterer Armut verbracht. Er hatte es nicht geschafft, seinen Eltern vom Abbruch seines Studiums zu erzählen. Während die Familie also glaubte, der junge Mann sei beruflich erfolgreic­h und problemlos in der Lage, sein Leben zu finanziere­n, versteckte sich der 33-Jährige tagsüber in Bibliothek­en und schlief nachts in einem Auto. Geld verdiente er damit, Pfandflasc­hen zu sammeln. „Er ist in eine selbst verschulde­te Zwickmühle hineingeru­tscht“, sagte der Richter. „Man kann sich gut vorstellen, wie sich die Schlinge immer mehr über seinem Kopf zusammenge­zogen hat.“

Im Dezember 2014 war es schließlic­h soweit. Mit Mullbinden maskiert und einem Zettel in der Hand tauchte der Angeklagte in einer Bankfilial­e in Dortmund auf und erbeutete tatsächlic­h 8500 Euro. Mit dem Geld konnte er dank sparsamer Haushaltsf­ührung bis weit in das nächste Jahr leben. Dann entschloss er sich zu einem weiteren Überfall in Unna. Dabei machte er allerdings eine so unglücklic­he Figur, dass er sein Vorhaben schließlic­h aufgab und letztendli­ch auf der Flucht von der Polizei gefasst wurde.

Um sich die Bewährungs­strafe zu verdienen, hatte der Angeklagte im Vorfeld des Prozesses allen beteiligte­n Bankmitarb­eitern Schmerzens­geld angeboten. Mit den Banken und Versicheru­ngen hat er die ratenweise Rückzahlun­g vereinbart.

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