Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Dankbar für das Raniser Debüt
Ranis. Lars Jongeblod kam im Rahmen des überregional ausgeschriebenen Autorenförderprogrammes Raniser Debüt zu dieser Gunst. Einen Monat verbrachte er zwischen alten Mauern, um an seinem Buch „Über die Zäune“zu arbeiten. „Ich schreibe ein Buch mit dem Titel ‚Über die Zäune‘ und lebe dabei eigentlich hinter dicken Mauern“, scherzte der gelernte Kaufmann und in Berlin lebende Autor. „Hier wird es nachts so still, dass man seine eigenen Schritte hört“, erzählte Lars Jongeblod. „Auch gibt es ganz viele ungewöhnliche Geräusche. Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig.“
Durch die halbe Bundesrepublik sei er gefahren, ohne das gewisse Etwas zu finden, das es hier gebe. Den Saale-Orla-Kreis habe er vorher nicht gekannt. Ranis sei ihm irgendwie ein Begriff gewesen, eben durch die Literatur. Nun, da er eine Zeit hier verbracht hat, wisse er, die Ruhe zu schätzen. Auch genieße er die Natur, sagte Lars Jongeblod rückblickend, denn er gehe gern wandern und die Region sei ja dafür prädestiniert.
Auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, allein auf einer Burg, sei für seine Arbeit wichtig und gut gewesen, auch wenn es anfangs gar nicht so leicht gewesen sei. „Wenn es dunkel wird hier auf der Burg, dann freut man sich auf den nächsten Morgen“, sagt Lars Jongeblod und lacht. Und doch gefalle ihm die Region, insbesondere Ranis.
„Die Menschen sind hier mit Herz und Seele bei der Sache. Jeder trägt seinen Teil bei, dass hier eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, obwohl ich am Anfang schon etwas anders empfand. Kleinstädte verkörpern zunächst einmal alles, wovor ich gern weglaufen würde. Gerade die Zeit in Ranis hat mir die Möglichkeit gegeben, mich mit den eigenen Einstellungen auseinanderzusetzen“, so die ehrliche Einschätzung des jungen Autors. Erfahrungen und Begebenheiten in Ranis und Umgebung würden durchaus seinen Roman „Über die Zäune“speisen, in welchem es um drei junge Menschen geht, die nicht so recht wissen, wohin mit sich und ihrem Leben. „Ähnliches habe ich auch hier erlebt und doch machen die Leute hier ihre Sache gut“, so Lars Jongeblod.
Dankbar sei er, dass es das Raniser Debüt gibt. Etwas Ähnliches sei ihm nicht bekannt und deshalb sei es für ihn wichtig, sich mit einer guten Arbeit dankbar zu erweisen. „Es gefällt mir, dass es mir hier gefällt“, resümiert der Autor. Er würde sich freuen, wenn viele Menschen, gerade die Raniser zu seiner Lesung im Oktober auf die Burg kommen würden. Denn dann könne er auch allen zeigen, wie gut er seine Arbeit gemacht habe.
Zum zweiten Mal hat der Lese-Zeichen e. V. in diesem Jahr die Autorenförderung Raniser Debüt vergeben. „Das Konzept ist einmalig in Deutschland“, teilt der Verein mit. Bewerben dürfen sich Autorinnen und Autoren, die noch keine eigenständige Veröffentlichung vorzuweisen haben. Der Sieger erhält die Möglichkeit, ein Jahr lang mit einem erfahrenen Verlagslektor an einem Manuskript zu arbeiten, das anschließend publiziert wird. Gestiftet wird das Raniser Debüt von der Kreissparkasse Saale-Orla. Lars Jongeblod setzte sich unter rund 100 Bewerbern durch. Erster Stipendiat war Denijen Pauljevic, er hat in Ranis an seinem 2015 erschienenen Buch „Der Wundenleser“gearbeitet.
Der Schriftsteller Ingo Schulze sagte mal: „Wer auf der Burg Ranis lesen darf, hat den Ritterschlag der Literatur erhalten.“Auf der Burg leben zu können, kommt dann wohl einer Krönung gleich. Erfahrungen in Ranis fließen ein ins Buch