Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Dankbar für das Raniser Debüt

- Von Marko Kruppe

Ranis. Lars Jongeblod kam im Rahmen des überregion­al ausgeschri­ebenen Autorenför­derprogram­mes Raniser Debüt zu dieser Gunst. Einen Monat verbrachte er zwischen alten Mauern, um an seinem Buch „Über die Zäune“zu arbeiten. „Ich schreibe ein Buch mit dem Titel ‚Über die Zäune‘ und lebe dabei eigentlich hinter dicken Mauern“, scherzte der gelernte Kaufmann und in Berlin lebende Autor. „Hier wird es nachts so still, dass man seine eigenen Schritte hört“, erzählte Lars Jongeblod. „Auch gibt es ganz viele ungewöhnli­che Geräusche. Das ist erst einmal gewöhnungs­bedürftig.“

Durch die halbe Bundesrepu­blik sei er gefahren, ohne das gewisse Etwas zu finden, das es hier gebe. Den Saale-Orla-Kreis habe er vorher nicht gekannt. Ranis sei ihm irgendwie ein Begriff gewesen, eben durch die Literatur. Nun, da er eine Zeit hier verbracht hat, wisse er, die Ruhe zu schätzen. Auch genieße er die Natur, sagte Lars Jongeblod rückblicke­nd, denn er gehe gern wandern und die Region sei ja dafür prädestini­ert.

Auf sich selbst zurückgewo­rfen zu sein, allein auf einer Burg, sei für seine Arbeit wichtig und gut gewesen, auch wenn es anfangs gar nicht so leicht gewesen sei. „Wenn es dunkel wird hier auf der Burg, dann freut man sich auf den nächsten Morgen“, sagt Lars Jongeblod und lacht. Und doch gefalle ihm die Region, insbesonde­re Ranis.

„Die Menschen sind hier mit Herz und Seele bei der Sache. Jeder trägt seinen Teil bei, dass hier eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, obwohl ich am Anfang schon etwas anders empfand. Kleinstädt­e verkörpern zunächst einmal alles, wovor ich gern weglaufen würde. Gerade die Zeit in Ranis hat mir die Möglichkei­t gegeben, mich mit den eigenen Einstellun­gen auseinande­rzusetzen“, so die ehrliche Einschätzu­ng des jungen Autors. Erfahrunge­n und Begebenhei­ten in Ranis und Umgebung würden durchaus seinen Roman „Über die Zäune“speisen, in welchem es um drei junge Menschen geht, die nicht so recht wissen, wohin mit sich und ihrem Leben. „Ähnliches habe ich auch hier erlebt und doch machen die Leute hier ihre Sache gut“, so Lars Jongeblod.

Dankbar sei er, dass es das Raniser Debüt gibt. Etwas Ähnliches sei ihm nicht bekannt und deshalb sei es für ihn wichtig, sich mit einer guten Arbeit dankbar zu erweisen. „Es gefällt mir, dass es mir hier gefällt“, resümiert der Autor. Er würde sich freuen, wenn viele Menschen, gerade die Raniser zu seiner Lesung im Oktober auf die Burg kommen würden. Denn dann könne er auch allen zeigen, wie gut er seine Arbeit gemacht habe.

Zum zweiten Mal hat der Lese-Zeichen e. V. in diesem Jahr die Autorenför­derung Raniser Debüt vergeben. „Das Konzept ist einmalig in Deutschlan­d“, teilt der Verein mit. Bewerben dürfen sich Autorinnen und Autoren, die noch keine eigenständ­ige Veröffentl­ichung vorzuweise­n haben. Der Sieger erhält die Möglichkei­t, ein Jahr lang mit einem erfahrenen Verlagslek­tor an einem Manuskript zu arbeiten, das anschließe­nd publiziert wird. Gestiftet wird das Raniser Debüt von der Kreisspark­asse Saale-Orla. Lars Jongeblod setzte sich unter rund 100 Bewerbern durch. Erster Stipendiat war Denijen Pauljevic, er hat in Ranis an seinem 2015 erschienen­en Buch „Der Wundenlese­r“gearbeitet.

Der Schriftste­ller Ingo Schulze sagte mal: „Wer auf der Burg Ranis lesen darf, hat den Ritterschl­ag der Literatur erhalten.“Auf der Burg leben zu können, kommt dann wohl einer Krönung gleich. Erfahrunge­n in Ranis fließen ein ins Buch

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Foto: Marko Kruppe Der Autor Lars Jongeblod.

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