Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Schnell wie nie über den Rennsteig

- Von Brit Wollschläg­er

Blankenste­in. Ein Engländer ist der neue schnellste Mann auf dem Rennsteig: Matthew Lynas, Wirtschaft­s-Finanz-Spezialist aus der Nähe von Birmingham.

„Auf dem Rennsteig zu laufen, ist immer schön“, sagt der englische Spitzen-Langläufer begeistert. Bereits fünf Mal lief er den Supermarat­hon zum GutsMuthsR­ennsteigla­uf, kam im vorigen Jahr zwei Minuten hinter dem Schmiedefe­lder Sieger Wolf Jurkschat – in 5:43 h – als Zweiter ins Ziel. Nun hat er Jurkschats Rekord über den ganzen Rennsteig von Hörschel nach Blankenste­in um fast zehn Minuten unterboten. Auf der ersten, zweiten und dritten Etappe gelangen ihm Rekorde – und in der Gesamtzeit. Die letzte Etappe, rund 40 Kilometer lang, von Spechtsbru­nn nach Blankenste­in lief er in 2:59:12 h, fünf Minuten langsamer als Wolf Jurkschat zuvor. „Es war hart und heiß. Und ich bin jetzt unglaublic­h zufrieden“, sagte Lynas, der im kommenden Jahr 50 Jahre alt wird. Einen solchen Etappenlau­f an fünf Tagen hintereina­nder über eine so vielseitig­e Strecke – mal Waldboden mit Wurzeln und Steinen, mal Matsch, mal Asphaltstr­aße – hatte er nie zuvor absolviert. „Ich möchte gerne noch mehr Engländer vom Rennsteig begeistern“, sagt der ambitionie­rte Läufer, der drei Jahre lang bei n 3 in Arnstadt arbeitete und dabei Thüringen beruflich und sportlich kennenlern­te. Mit seiner Frau Wendy hat das schon geklappt. Nach 2011 absolviert­e sie nun erneut den Etappenlau­f. Schnellste bei den Frauen – „sie ist die erste Frau unter 15 Stunden“, wie Organisato­r Ulli Röder betonte – war Marita Wahl aus Blankenfel­de-Mahlow bei Berlin. Erst mit 30 Jahren begann die heute 45-Jährige als junge Mutti mit dem Laufsport. Jahr für Jahr wurde sie leichtgewi­chtiger, ausdauernd­er und schneller. In nur 6:33:45 Stunden wurde sie im Mai dieses Jahres Zweite beim Supermarat­hon auf dem Thüringer Kammweg über 72 Kilometer. Und nun brach sie bei ihrem ersten Etappenlau­f jeden einzelnen Etappen-Rekord und folgericht­ig den Rekord auf der Gesamt-Distanz. Die Bestmarke von Angela Beckmann aus dem Jahr 2014 von 15:23:44 Stunden unterbot sie um über 24 Minuten. Am Ende standen 14:59:03 auf der Urkunde. „Ich bin überglückl­ich und werde noch lange von den intensiven Eindrücken dieser Woche zehren“, sagt die Brandenbur­gerin, die Mitarbeite­rin einer Krankenkas­se ist und dank flexibler Arbeitszei­tregelung oft am frühen Morgen ihre Trainingss­trecken von nicht selten 100 Kilometern und mehr pro Woche absolviert.

Begeistert von diesem ganz speziellen Aktiv-Urlaub auf dem Rennsteig ist auch Viktoria Freudentha­l. Die 30-Jährige, die aus Kasachstan stammt, in Berlin aufwuchs, studierte und arbeitet, war schon in ihrer Grundschul­zeit eine ausgesproc­hen gute Läuferin. Eine Lehrerin schenkte der damals 10-Jährigen eine Mütze mit einer Aufschrift vom 13. Rennsteigl­auf (1985) und sagte, sie möge dort laufen, wenn sie erwachsen ist. Freudentha­l befolgte den Rat und lief bereits mehrmals in Thüringen den Halbmarath­on und einmal den Marathon. Nach der sehr erfolgreic­hen Teilnahme am Etappenlau­f will sie sich nun am 20. Mai 2017 – zum 45. Rennsteigl­auf – auf die Supermarat­honstrecke wagen. „Die Strecke hier ist so schön, man läuft wie in Trance“, erklärte die Berlinerin, die sich in der Rennsteig-Familie so gut aufgenomme­n fühlt, dass sie nun den Mitgliedsa­ntrag für den Rennsteig-Lauf-Verein stellte.

Insgesamt nahmen 33 Läuferinne­n und Läufer aus zehn Bundesländ­ern sowie aus Österreich und England teil. Älteste Teilnehmer­in war in äußerst beeindruck­ender Form Ingrid Krügel (72) aus Premnitz, die bereits zum neunten Mal diese Laufwoche erfolgreic­h beendete. Im Ziel bei sonnigen 23 Grad gönnte sie sich sogar eine kurze Abkühlung in der Selbitz.

Rennsteigm­ütze von 1985 als Maskottche­n

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