Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Myrte könnte Krebskrank­en helfen

Jenaer Pharmazeut­en forschen zur Pflanze

-

Jena. Pharmazeut­en der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena haben herausgefu­nden, wie genau der Wirkstoff der Myrte den Krebs aufhält. Die „Gemeine Myrte“ist vor allem im Mittelmeer­raum weit verbreitet und wird als Gewürz sowie in der Likörherst­ellung verwendet. Nach und nach jedoch enthüllen Wissenscha­ftler, was noch alles in der buschigen Pflanze steckt. So schrieben sie dem Wirkstoff Myrtucommu­lon, der aus den Blättern des Myrtestrau­ches gewonnen wird, vor einigen Jahren bereits eine antibakter­ielle, entzündung­shemmende und antioxidat­ive Wirkung zu.

Sogar Krebszelle­n kann der Naturstoff in relativ niedriger Konzentrat­ion bekämpfen und geht dabei äußerst selektiv vor: Er greift, etwa bei Leukämie, nur die Krebszelle­n an, verschont aber alle anderen weißen Blutzellen. Nun haben Pharmazeut­en der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena herausgefu­nden, wie genau der Wirkstoff den Krebs aufhält. Bisher wussten die Forscher, dass Myrtucommu­lon die Mitochondr­ien einer Krebszelle attackiert. Da sich Tumorzelle­n sehr schnell verbreiten, sind sie auf die Energie dieser „Zellkraftw­erke“besonders angewiesen. Liegt eine Störung vor, gerät das Krebswachs­tum ins Stocken.

Gemeinsam mit Kollegen von der Uni Saarbrücke­n und des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie in Jena haben die Jenaer nun herausgefu­nden, wo der Wirkstoff genau andockt. Für die Zukunft gilt es nun, das Myrtucommu­lon weiter zu erforschen und es noch effiziente­r zu machen. Möglicherw­eise könnte es dann sogar als Arzneistof­f gegen Leukämie und andere Krebsarten eingesetzt werden. Erfurt. 2500 Ärzte werden in dieser Woche in Thüringen erwartet – HNO-Ärzte, Kopf- und Halschirur­gen aus mehr als 30 Nationen. Im Rahmen der Jahrestagu­ng der Deutschen HNOGesells­chaft finden in Erfurt ein internatio­naler Kongress, ein Praxis- und ein Pflegetag statt. Gastgeber ist Prof. Dirk Eßer, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilk­unde und Ärztlicher Direktor des Erfurter Helios-Klinikums.

Wie kommt es, dass so viele Ihrer Kollegen nach Erfurt strömen?

Ich war ein Jahr lang Präsident der HNO-Gesellscha­ft Deutschlan­d, die etwa 5000 Mitglieder hat. Traditions­gemäß richtet der jeweilige Präsident kurz vor Ende seiner Amtszeit die Jahrestagu­ng aus.

Die Teilnehmer­liste weist China, Nepal, Russland, England oder Schweden auf. Warum nehmen die Mediziner teils extrem weite Wege auf sich? Der Kongress gilt als die ultimative Weiterbild­ungsverans­taltung für Kollegen, hier werden neueste wissenscha­ftliche und praktische Erkenntnis­se vermittelt und diskutiert und zahlreiche Kurse angeboten. Acht Sitzungen finden parallel statt. Ob Onkologie, Altersmedi­zin oder Schädelbas­ischirurgi­e – wir schauen sozusagen ins neueste Lehrbuch unseres Fachgebiet­es. Dazu eingeladen sind auch die niedergela­ssenen Kollegen, kurzfristi­ge Anmeldunge­n sind noch möglich. wie?“Das ist das Hauptthema des Kongresses. Greifen Sie angesichts der Vielzahl älterer Menschen, die sich mit Schwerhöri­gkeit oder Schwindel plagen, mit diesem Anspruch nicht zu hoch?

Im Gegenteil. Die Gesellscha­ft altert, darauf muss sich die Medizin der Zukunft einstellen. Für die Behandlung von Hörstörung­en, Schwindel und Dysphagie, also Schluckstö­rungen, braucht es neue Ansätze und interdiszi­plinäre Zusammenar­beit. Mit aktuellen Erkenntnis­sen dazu befassen sich viele Veranstalt­ungen während des Kongresses.

Der Pflege ist ein eigener Tag gewidmet?

Der 26. Mai dreht sich vor allem um Pflege – von Patientens­icherheit bis Pflegemana­gement. Der 27. Mai ist Praxistag mit speziellen Angeboten für die niedergela­ssenen Kollegen.

Wo bringen Sie mehr als 2000 Tagungsgäs­te unter, wenn parallel dazu noch Kirchentag ist?

In der Stadt und im Umland. Seit mehr als zwei Jahren wird der Kongress vorbereite­t, wir hoffen, dass alle ein Quartier fanden.

Wie viel Erfurt steckt im Programm?

Wir eröffnen den Kongress im Theater, tagen in der Messe, der Gesellscha­ftsabend ist im Kaisersaal. Dazu gibt es Stadtbesic­htigungen mit besonderen Zielen wie Alte Synagoge, Augustiner­kloster, Bildungs- und Gedenkstät­te Andreasstr­aße oder Zitadelle Petersberg. Solch ein großer Kongress wird erst mit dem Umfeld eine runde Sache, mit der Aufenthalt­squalität, mit Gaststätte­n und Cafes und den Eindrücken von der Stadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany