Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Jenaer forschen an weltgrößte­r Batterie

So funktionie­rt die Redox-Flow-Batterie

- Von Tino Zippel

Jena. Bis zum Jahr 2023 will das Oldenburge­r Energieunt­ernehmen EWE eine Batterie in einem Salzspeich­er bauen und setzt dabei auf die Expertise der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena.

Vor anderthalb Jahren hatten die Thüringer Wissenscha­ftler im Magazin Nature ihre Erkenntnis­se über Redox-FlowBatter­ien veröffentl­icht, die auf Kunststoff­basis entstehen und ohne seltene Metalle auskommen. „Danach erhielten wir die Anfrage von EWE, ob das Prinzip auch in Kavernen, also unterirdis­chen Gasspeiche­rn, funktionie­rt“, sagt Ulrich S. Schubert. Der Professor der Jenaer Universitä­t startete ein gemeinsame­s Forschungs­projekt, das Solewasser als Medium der Batterie austestet.

„Der Riesenchar­me ist, dass man keine Container oder Silos bauen muss, um einen großen Speicher zu erreichen“, erläutert Schubert. Durch die Windräder steht in Norddeutsc­hland eine große Energiemen­ge zur Verfügung, die wegen des beschränkt­en Stromnetze­s nicht komplett zu verwerten ist. „Der unterirdis­che Speicher kann überschüss­ige Energie aufnehmen, damit die Grundlast im Netz sicherstel­len und Kohlekraft­werke ersetzen“, sagt Schubert. Die Pilotanlag­e in einer Kaverne soll 700 Megawattst­unden Strom speichern können. Die Energiemen­ge reicht aus, um 75 000 Haushalte einen Tag lang mit Strom zu versorgen.

„Wenn alles funktionie­rt, kann dies den Speicherma­rkt grundlegen­d verändern. Damit würden wir die größte Batterie der Welt bauen“, sagt Peter Schmidt von EWE.

Das Unternehme­n EWE will in Salzstöcke­n die Energie von Windrädern zwischensp­eichern und so konvention­elle Kraftwerke ersetzen. Wissenscha­ftler der Uni Jena liefern die technologi­sche Grundlage.

Sie besteht aus zwei Speicherbe­hältern und einer elektroche­mischen Zelle. In der Zelle sind die beiden Speicherfl­üssigkeite­n (Katholyt und Anolyt) durch eine für Ionen durchlässi­ge Membran voneinande­r getrennt.

Bei der Aufladung der Batterie sorgt der Ladestrom dafür, dass Elektronen an den Polymeren des Anolyts angelagert werden. Gleichzeit­ig gibt der Katholyt Elektronen ab. Die so aufgeladen­en Katholytun­d Anolyt-Moleküle werden aus der Zelle in Speicherbe­hälter gepumpt und durch ungeladene ersetzt. Bei der Entladung der Batterie wird die Reaktion umgekehrt.

Die maximale Speicherka­pazität ist nur durch die Größe der Speicherbe­hälter für die Elektrolyt­flüssigkei­ten beschränkt. Die Energie kann über mehrere Monate gespeicher­t werden.

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