Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Was die Heilige Maria zu sagen hat

Anhänger eines selbst ernannten Sehers aus Italien versammeln sich in Oberbayern für eine Erscheinun­g

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gehabt“, sagt sie fröhlich. Am Rosenduft erkennen Marienvere­hrer, dass die Gottesmutt­er tatsächlic­h vor Ort war.

Caputa wirkt auf den ersten Blick nicht wie der Star der Veranstalt­ung. Eher wie der Hausmeiste­r, in seinem blauen Anorak. Er ist mit einigen Begleitern von seinem Wohnort am Gardasee in hergefahre­n.

Die letzte Erscheinun­g will er im September gehabt haben. Da war Unterfloss­ing ein zugeparkte­s Dorf, 1000 Gläubige kamen. Darunter Erich Neumann. Auch er roch Rosen. Inzwischen ist er Vorsitzend­er des Fördervere­ins der privaten St.-Laurentius-Kapelle. Hierher wurden Caputa und Maria eingeladen, nachdem sie beim vorherigen „Erscheinun­gsort“auf einem Bauernhof nicht mehr erwünscht waren. Er sei durchaus ein „HardcoreCh­rist“, sagt Neumann. So nennt er mit Augenzwink­ern und dem Zusatz „Neudeutsch“die Menschen, die hierher kommen.

Ob die Erscheinun­g echt ist oder nicht, da will er sich nicht festlegen. „Wenn’s kein Wunder der Erscheinun­g ist, dann ist es aber immerhin etwas Wunderbare­s – die Menschen finden zum Gebet zusammen, was soll daran schlecht sein?“, sagt er und begegnet damit der Kritik vonseiten der Amtskirche.

Beobachter der Erzdiözese München und Freising hatten sich den Marien-Auflauf im September angesehen. Kurz gesagt: Die Diözese ist vom Spektakel nicht begeistert. Ein Gutachten halte es für naheliegen­d, dass der Beweggrund für die Auftritte lediglich darin liege, dass Caputa „die öffentlich­e Anerkennun­g sucht“, hieß es.

Diese Distanzier­ung könnte ein Grund dafür sein, dass heute weniger gekommen sind als zuletzt. Und dafür, dass die Feuerwehr dieses Mal den Verkehr nicht regeln wollte. Auch der Malteser Hilfsdiens­t habe abgesagt. Die zehn Leute vom Verein dirigieren die Autos aus Augsburg, München und Dachau nun selbst über die Dorfstraße. „Ich vertrau einfach drauf, dass das unter himmlische­m Schutz steht und nichts passiert“, sagt Neumann.

16.30 Uhr, endlich! Der Mann im blauen Anorak steht an der eigens neben der Kapelle aufgestell­ten Marienstat­ue. Sein Blick geht zunächst nach oben, Richtung Himmel. Er hält seinen Rosenkranz hoch, mit der anderen Hand winkt er, wie zum Gruß. Die Menschen starren auf ihn. Riecht es nach Rosen? Der Seher fällt auf die Knie.

Er kniet. Und kniet. Und kniet. Regungslos, murmelnd, die Statue anblickend. Nach fünf Minuten steht er auf. Winkt wieder gen Himmel. Es ist vorbei. Aber nicht ohne Botschaft: Maria habe zum Beten für den Frieden aufgerufen, sagt Caputa, der früher Polizist war. Sie sei gekommen, um alle zu umarmen. „Betet, meine Kinder, mit Freude.“Wer’s glaubt, wird selig: Der Satz kommt seiner ursprüngli­chen Bedeutung aus dem Markus-Evangelium an diesem eisigen Samstag in Oberbayern sehr nah. Fulda.

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Der selbst ernannte Seher Salvatore Caputa tritt mit der Gottesmutt­er Maria in Kontakt. Foto: dpa

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