Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Schreckensszenario Schweinepest
Während die Tierseuche ASP vorrückt, bereiten sich Veterinärämter auf den Ernstfall vor
die Vorbereitungen für den Ernstfall ASP. Das gilt ganz besonders für den Saale-OrlaKreis, denn laut Informationen des Landratsamtes ist in Thüringen die Wildschwein-Dichte nirgends größer. Vor allem in den Gebieten um Remptendorf und Tanna, aber auch bei Krölpa grunze es aus besonders vielen Rüsseln. Das geht aus einer Karte hervor, die Lutz-Peter Klendauer, der Amtstierarzt des Saale-Orla-Kreises bereitgestellt hat. Er bestätigt: „Die Abschusszahlen zeigen es. Wir haben hier sehr viele Tiere.“Der Bestand würde nach dem Verhältnis eins zu drei hochgerechnet. Die Zahl erlegter Wildschweine müsse mit drei multipliziert werden. In den vergangenen drei Jagdjahren wurden im Landkreis stets über 3400 Wildschweine zur Strecke gebracht. Demnach belaufe sich der Bestand auf schätzungsweise 10 000 bis 12 000 Tiere, erläutert der Amtstierarzt.
Es gelinge den Jägern trotz der nicht einfachen Bedingungen der Wildschweinjagd seit Jahren, dieses Niveau durch Abschuss zu halten. Viele der Forderungen die mit der zunehmenden Besorgnis aufgrund der ASP geäußert wurden, hält Klendauer für Aktionismus: „Wenn die Bestände verringert werden sollen, braucht es effektive und kostengünstige Maßnahmen und zielgerichtete Unterstützung aus der Politik.“Im Gegensatz zu einer allgemeinen Abschussprämie plädiert Klendauer für eine vergleichsweise hohe Prämie von etwa 100 Euro für das Erlegen von Wildschweinen vor der Geschlechtsreife. „Diese ‚Überläufer‘ wiegen 15 bis 25 Kilogramm.“Um den Wildschweinbestand sinnvoll zu reduzieren müssten die Jäger solchen Exemplaren intensiver nachstellen, bevor sie sich vermehren können. Die Wildkörper dieser Tiere müssten zudem entsorgt werden, um einem Preisverfall auf dem Fleischmarkt vorzubeugen. „Das wäre eine konsequente Lösung“, so Klendauer.
Für den Fall eines ASP-Ausbruchs in der Region laufen ebenfalls die Planungen. Wird ein totes Schwein mit Diagnose ASP etwa in einem Wald gefunden, muss eine Hochrisikozone im Umkreis von vier Kilometern um den Fundort eingezäunt werden. Klendauer stellt klar: „Die zuständige Behörde (Veterinäramt) legt den Verlauf der Absperrung durch Begehung fest.“Betroffene Grundstücksbesitzer würden soweit möglich einbezogen. „Das wäre eine große Herausforderung“, so Klendauer. Verkehrsstraßen werden nicht gesperrt. Für Wald- und Wirtschaftswege wird es individuelle Regelungen geben.
Am 18. April organisiert die Jägerschaft Pößneck gemeinsam mit dem Amtstierarzt und der unteren Jagdbehörde eine Fortbildung für Jäger zu dem Thema.
Klendauer fasst zusammen: Im Saale-Orla-Kreis fänden sich einige Risikofaktoren. Allen voran die vielen Wildschweine. Amtstierarzt Lutz-Peter Klendauer
Zudem eine größere Zahl Osteuropäer, die in den örtlichen Betrieben tätig sind oder auf den Verkehrsadern A 9 und A 4 unterwegs seien. Über weggeworfene, eventuell kontaminierte Nahrungsmittel (etwa Rohwurst) sei eine Übertragung des Virus‘ denkbar. Wildschweine sind bekanntlich Allesfresser.
Aber es gibt nicht nur gruselige Aussichten, sondern auch Positives zu vermelden. „Unsere Autobahnraststätten sind wildschweinsicher eingezäunt“, so Klendauer: „Das ist im Bundesgebiet nicht der Standard“, sagt Klendauer. Auf Nachfrage bestätigt das Via Gateway Thüringen-Geschäftsführer Philippe Rossignol: „Im Normalfall kommt ein Wildschwein da nicht durch.“100-prozentige Sicherheit gebe es aber nicht. „Ich kann nicht in den Kopf eines Wildschweins hineinschauen“, so Rossignol.