Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Zusammenha­lt ist das Ziel

- Von Kerstin Münsterman­n

Am Tag der vierten Regierungs­erklärung von Kanzlerin Angela Merkel verkünden die fünf „Wirtschaft­sweisen“einen noch stärkeren Aufschwung der Konjunktur. Und doch ist Deutschlan­d geprägt von einer Unsicherhe­it. Die Diskussion über die Flüchtling­skrise hat entzweit. Bereits am Wahlergebn­is konnten die Volksparte­ien ablesen, dass etwas ins Rutschen gekommen ist.

CDU-Chefin Merkel hat nun Fehler eingeräumt. Sie habe die Auswirkung­en des syrischen Bürgerkrie­gs zunächst unterschät­zt. Die Ankunft der Flüchtling­e 2015 sei der Ausgangspu­nkt für die gesellscha­ftliche Polarisier­ung gewesen. Jetzt will sie signalisie­ren: Ich habe verstanden. Verstanden, dass der Zusammenha­lt im Land auch durch ihre Politik auf eine harte Probe gestellt wurde. Sie will den Zusammenha­lt wieder herstellen, auch durch einen starken (Rechts-)Staat, der Sicherheit und Vertrauen zurückgibt.

So gesehen ist ihre Rede deutlich konservati­ver als frühere. Gleichzeit­ig rückt sie polarisier­ende Sätze ihres CSU-Innenminis­ters wieder gerade. Der Islam gehöre sehr wohl zu Deutschlan­d. „Deutschlan­d, das sind wir alle.“Diese Leitmotiv ihrer Kanzlersch­aft will sie sich nicht vom aufziehend­en bayerische­n Landtagwah­lkampf verwässern lassen. Sie wolle, dass in vier Jahren gesagt werde, die Gesellscha­ft sei menschlich­er geworden. Doch dafür braucht es jetzt endlich nicht nur Worte, sondern Taten der Regierung. Etwa einen Haushalt, der die soziale Spaltung nachhaltig bekämpft.

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