Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Das Geniale an Luther, Wagner und auch Freud
Werner Schunk aus Gotha erhellt, wie Geistesgrößen zwischen Wahn und Witz balancieren
schildert zu Beginn eines jeden Kapitels die persönlichen Lebensumstände. Sein Bild übermittelt er dann in Versform. Nun folgen Geistesblitze und Ansichten des Genies als Zitate. Illustriert ist das Buch mit heiteren Zeichnungen, ebenfalls aus der Feder des Autors.
Wer sind die Genies, denen sich der Gothaer Arzt gewidmet hat? Die Aufzählung liest sich wie ein kundiger Ritt durch die Geschichte. Es sind Martin Luther, der gottesfürchtige Kirchenrebell, Johann Wolfgang von Goethe, der leidenschaftliche, faustische Lebenskünstler, Friedrich von Schiller, der geistreiche Titan, Joseph Freiherr von Eichendorf, der poetische Taugenichts, Heinrich Heine, der satirisch-aggressive Grufti und Wilhelm Busch, das humoristische Zeichentalent. Es sind auch der Schelm Christian Morgenstern, das Filou Joachim Ringelnatz, der Hypochonder Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer, der triebgesteuerte Jammerlappen. Dazu kommen noch Friedrich Nietzsche, der übermenschliche Nachtphilisoph, Ludwig van Beethoven, das unbändig sinnliche Tongenie, der besessene Richard Wagner sowie Sigmund Freud, der sexuelle Psycholüstling. Werner Schunk würdigt sie als herausragende Menschen, achtet sie sehr und kann zugleich die gesunde Distanz des Naturwissenschaftlers wahren. Das verdeutlicht schon ein Wortwechsel, den er im Vorwort zitiert. Ein Student erklärte ihm freudestrahlend: „Herr Professor, ich glaube, ich bin eine Genie.“Schunk fragte: „Sind sie verrückt?“Der Student: „Wieso, ist das Bedingung?“Schunk: „Ja, ein bisschen Verrücktsein gehört schon dazu.“