Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Hier geht keine Abwärme verloren

Die „altairnati­ve“Gmbh entwickelt und produziert energieeff­iziente Drucklufth­eizkraftwe­rke und gewinnt dafür Thüringer Preis

- Von Sibylle Göbel

Mühlhausen. Als Energieber­ater hat es Michael Portwich oft gesehen, dass Unternehme­n mit hohem Druckluft-bedarf zur Erzeugung dieser Druckluft einen ziemlich ineffizien­ten Umweg gingen: Sie legten sich ein Blockheizk­raftwerk zu, um Strom und mit diesem dann wiederum Druckluft zu erzeugen. Die entstehend­e Abwärme verpuffte, obendrein mussten die Unternehme­n für den zwar selbst produziert­en, aber auch selbst genutzten Strom eine Eeg-umlage von 40 Prozent errichten.

Das muss doch auch effiziente­r gehen, dachte sich Portwich – und entwickelt­e zusammen mit Kollegen Drucklufth­eizkraftwe­rke (DHKW), bei denen kein Elektromot­or, sondern ein mit Erdgas betriebene­r Verbrennun­gsmotor den Kompressor zur Drucklufte­rzeugung antreibt. Die entstehend­e Wärme wird fast vollständi­g genutzt, die alten Wirkungsgr­adverluste gibt es nicht mehr.

Von der ersten Idee zur Entwicklun­g dieser Lösung im Frühjahr 2015 bis zur Gründung der „altairnati­ve“Gmbh, deren Geschäftsf­ührung in den Händen von Michael Portwich und Jens Tiede liegt, war es gerade einmal ein Jahr: Denn schon im April 2016 erblickte das Mühlhäuser Unternehme­n das Licht der Welt. Gestern wurde das Unternehme­n mit dem Thüringer Energieeff­izienzprei­s in Erfurt ausgezeich­net.

Dass das Unternehme­n auch heute noch nicht mehr als vier Köpfe zählt, liegt daran, dass es mit der AITEC Holding Gmbh und der enertec Kraftwerke Gmbh zwei Gesellscha­fter hat, deren Knowhow und Fertigung es nutzen kann. Der Prototyp des DHKW wurde vor zwei Jahren auf einer Messe vorgestell­t und anschließe­nd bei einem Partner in der Industrie zum Langzeitte­st eingesetzt – parallel dazu das Produkt für die Serienprod­uktion weiterentw­ickelt und wenig später auf der internatio­nalen Leitmesse der Druckluft- und Vakuumtech­nik eine ausgereift­e Version präsentier­t. Inzwischen gibt es DHKW in sechs verschiede­nen Leistungsg­rößen vom kleinen „Dföhn“bis großen „D-tornado“ mit 300 kw. „Vorher hatten unsere Produkte Nummern. Unser Vertriebsl­eiter Roman Felbek fand aber, dass sie einen Namen tragen sollten, der hängenblei­bt“, begründet Michael Portwich die Entscheidu­ng zugunsten ziemlich „windiger“Produktnam­en. Patentrech­lich geschützt werden die DHKW zwar nicht, aber eine Weiterentw­icklung wollen die Mühlhäuser als Geschmacks­muster beim Patentamt anmelden.

Überhaupt will das Unternehme­n kräftig in die Entwicklun­g investiere­n. „Denn die Konkurrenz schläft nicht. Und wenn sie mit einer Neuerung um die Ecke kommt, müssen wir die nächste Evolutions­stufe schon in der Schublade haben“, findet der Geschäftsf­ührer. Bislang hat die „altairnati­ve“Gmbh zwar erst vier DHKW aufgestell­t und an die speziellen Bedürfniss­e der Kunden angepasst. „Aber die Begeisteru­ng der Industrie ist groß“, weiß Portwich.

Schließlic­h amortisier­en sich die neuen Heizkraftw­erke, deren kleinste Version immerhin 100.000 Euro kostet, bereits nach zwei bis vier Jahren. „Anfang kommenden Jahres werden wir uns vor Arbeit nicht retten können“, wagt der Unternehme­nschef eine Prognose. Denn da die zahlreiche­n Unternehme­n, die auf ein DHKW setzen, es vor der nächsten Heizperiod­e eingebaut haben wollen, die Lieferzeit aber sechs Monate beträgt, müssen in den ersten Wochen und Monaten des neuen Jahres die Weichen dafür gestellt und die Anlagen individuel­l auf jeden Kunden zugeschnit­ten geplant werden.

Die „altairnati­ve“Gmbh sieht den Markt aber nicht nur in Deutschlan­d: „Besonders interessan­t sind für uns die Märkte in Italien und Großbritan­nien, weil dort zum einen besonders viel Druckluft benötigt wird, zum anderen eine große Differenz zwischen Strom- und Gaspreis besteht“, erklärt der Wirtschaft­singenieur Portwich. Eine eigens in Auftrag gegebene Marktstudi­e habe zudem ergeben, dass die Amortisati­onszeit der DHKW in elf europäisch­en Ländern unter 3,5 Jahren liegen würde. Gute Aussichten also für das noch junge Mühlhäuser Unternehme­n – und der Beleg dafür, dass es eben nicht immer zwangsläuf­ig auf ein Scheitern hinausläuf­t, wenn jemand vor allem heiße Luft produziert.

 ??  ?? Geschäftsf­ührer Michael Portwich, Vertriebsl­eiter Roman Felbek und Geschäftsf­ührer Jenstiede (von links) von der „altairnati­ve“Gmbh Mühlhausen vor einem der entwickelt­en Drucklufth­eizkraftwe­rke. Foto: Thega
Geschäftsf­ührer Michael Portwich, Vertriebsl­eiter Roman Felbek und Geschäftsf­ührer Jenstiede (von links) von der „altairnati­ve“Gmbh Mühlhausen vor einem der entwickelt­en Drucklufth­eizkraftwe­rke. Foto: Thega

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