Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Mehr Geld für Rentner
Rekordeinnahmen der Rentenversicherung machen es möglich. Rentenpaket wird teuer
Würzburg. Wenn es um die Rente geht, liegen gute und schlechte Nachrichten oft nah beieinander. Denn das, was für die Rentner von heute eine frohe Botschaft ist, bedeutet für Arbeitnehmer und Arbeitgeber oft höhere Ausgaben – nicht immer, aber in der Regel. Sie sind es schließlich, die aktuell in die Rentenkasse einzahlen.
Dass die Rentner nächstes Jahr eine deutlich höhere Rente bekommen, ist in diesen Tagen eine gute Nachricht. Die Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung, Annelie Buntenbach, bestätigte auf einer Veranstaltung in Würzburg die Einschätzung der Bundesregierung, wonach die Altersbezüge zum 1. Juli 2019 einen Sprung nach oben machen. In Westdeutschland werde es wahrscheinlich um 3,18 Prozent nach oben gehen, so Buntenbach.
Im Osten falle der Sprung mit 3,91 Prozent Plus noch höher aus. Wer also 1000 Euro Rente hat, bekommt damit bis zu 39 Euro mehr ausgezahlt.
Weil die exakten Zahlen erst im Frühjahr errechnet werden, wollte sich Buntenbach noch nicht genau festlegen. Weil die Politik den Rentenwert in beiden Teilen des Landes vereinheitlichen will, steigen die Ostrenten stärker als im Westen.
Dass solche Erhöhungen gegenwärtig gut zu finanzieren sind, zeigen die Zahlen, die Buntenbach präsentierte: Weil so viele Menschen Arbeit haben, fließt so viel Geld in die Kasse wie lange nicht. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kamen 4,6 Prozent mehr Beiträge herein als in derselben Zeit im Jahr 2017. „Das ist die höchste Zunahme in den vergangenen zehn Jahren“, sagte Buntenbach.
Allerdings: Aus den Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern allein kann sich die Rentenversicherung nicht finanzieren. Je nach Rechenmethode muss die Bundesregierung 70 bis 100 Milliarden Euro zuschießen. Dennoch wird die Rentenversicherung dieses Jahr rund vier Milliarden Euro Überschuss machen.
Wie nah die gute an der schlechten Nachricht ist, zeigt das Rentenpaket von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), das der Bundestag an diesem Donnerstag beschließen soll. Es enthält zahlreiche Verbesserungen. Dazu zählen die zweite Stufe der Mütterrente oder neue Regeln für nicht mehr erwerbsfähige Menschen. Vor allem aber will Heil die Rentenbeiträge stabil halten: Der aktuelle Wert von 18,6 Prozent vom Bruttolohn soll bis 2025 gelten. Auch das Rentenniveau – es zeigt, wie hoch die Durchschnittsrente im Vergleich zum Durchschnittslohn ist – soll stabil bleiben. Hier sollen 48 Prozent gelten, ebenfalls bis zum Jahr 2025. „Doppelte Haltelinie“nennt Heil das.
Ohne das Gesetz würde das Rentenniveau in den nächsten Jahren absinken – die Renten würden also nicht so stark steigen wie die Löhne. Die Beiträge würden dafür weniger stark steigen, als es nun geplant ist. Alexander Gunkel, Vize-vorsitzender Rentenversicherung
Die Pläne kosten Geld: Bis 2025 entstehen laut Rentenversicherung jedes Jahr zwischen vier und fünf Milliarden Euro zusätzliche Kosten. Größter Posten mit fast vier Milliarden Euro pro Jahr ist die zusätzliche Mütterrente. Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen ihren Anteil für das Rentenpaket, indem die Regierung ihnen eine im nächsten Jahr mögliche Senkung des Beitrags auf 18,2 Prozent verwehrt. Aber auch Rentner müssen etwas beitragen. Rund eine Milliarde Euro zahlen sie, indem ihre Rentenerhöhung in zwei Jahren etwas geringer ausfallen wird.
Buntenbach, die im Hauptberuf Dgb-vorstandsmitglied ist, lobte das Rentenpaket im Grundsatz. Die Bürger seien bereit, mehr für die Rente zu bezahlen, wenn sie wüssten, dass sie im Alter gut abgesichert seien. Der Vize-vorsitzende der Rentenversicherung, Arbeitgebervertreter Alexander Gunkel, mahnte dagegen an: „Der Beitragssatz sollte sinken, wenn es möglich ist.“Beide kritisierten die Finanzierung der Mütterrente: Weil sie auch Menschen zugute komme, die nie Beiträge gezahlt haben, müsse sie aus Steuergeld finanziert werden.
„Der Beitragssatz sollte sinken, wenn es möglich ist.“