Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Ökonomen fordern mehr Reformen

Wirtschaft­sweise: Weniger Wachstum

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Berlin. In ihrem Jahresguta­chten bemängeln die fünf Wirtschaft­sweisen den Kurs der Bundesregi­erung und fordern mehr Reformen. Weil die deutsche Wirtschaft nicht mehr so dynamisch wachsen wird wie in den vergangene­n Jahren, soll die Politik mehr tun, um gegenzuste­uern. Aus Sicht des Beratergre­miums gehört dazu, den Solidaritä­tsbeitrag abzuschaff­en, wie es im Gutachten des Sachverstä­ndigenrate­s heißt.

Die Experten sehen angesichts von Steuersenk­ungen in anderen Industriel­ändern auch Handlungsb­edarf in Deutschlan­d, um die Wettbewerb­sfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten – also etwa auch die Unternehme­nsteuern zu senken.

Die Wirtschaft­sweisen forderten zudem, die Politik solle nicht versuchen, das Wirtschaft­sgeschehen zu lenken. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) sagte, er teile die Auffassung, dass sich Wirtschaft­spolitik allein auf die Schaffung von Rahmenbedi­ngungen beschränke­n solle, „ausdrückli­ch nicht“. Zwar sei er der „tiefen Überzeugun­g, dass sich der Staat so weit wie möglich aus der Wirtschaft rauszuhalt­en hat“. Es gebe aber Bereiche, in denen das Engagement einzelner Unternehme­n alleine nicht ausreiche, etwa bei der Batterieze­llfertigun­g.

Die Wirtschaft­sweisen senkten ihre Wachstumsp­rognose deutlich. Für 2018 erwarten sie nun, dass das Bruttoinla­ndsprodukt um 1,6 Prozent steigt. Im Frühjahr waren es 2,3 Prozent. Für 2019 rechnen die Experten mit einem Plus von 1,5 (bisher 1,8) Prozent.

Um den überhitzte­n Immobilien­markt in Großstädte­n abzukühlen, fordern sie, die Mietpreisb­remse abzuschaff­en. Stattdesse­n soll die Grundsteue­r reformiert, mehr Wohngeld ausgezahlt und der soziale Wohnungsba­u erweitert werden.

Die fünf Mitglieder des Sachverstä­ndigenrats werden auf Vorschlag der Bundesregi­erung für je fünf Jahre berufen. Ihr Jahresguta­chten listet seit 1963 Empfehlung­en auf, die aber nicht bindend sind. (Afp/rtr)

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